Die aktuelle Krise im Außen verstärkt unsere eigenen Themen im Inneren.

Wer sich selbst versteht, kann milder zu sich sein

Wenn du an einer Essstörung leidest und sich deine Symptome aktuell verstärken, kann es hilfreich sein, dich selbst besser zu verstehen.

Denn wer sich selbst versteht, kann eher ein bisschen Mitgefühl für sich selbst aufbringen und damit etwas milder zu sich sein.

In diesem Artikel geht um:

  • Ich erkläre dir die Zusammenhänge zwischen der Essstörung und der weltumspannenden Krise, damit du dich selbst besser verstehen kannst.
  • Ich zeige dir, welche wichtige Funktionen deine Essanfälle jetzt übernehmen.
  • Du bekommst einige Gedanken zur Selbstfürsorge mit auf den Weg.
  • Du wirst mit zahlreichen weiterführenden Links versorgt.

Vielleicht ist ja da der eine oder andere Denkanstoß für dich dabei.

Ich freue mich auf deine konstruktive Rückmeldung oder Ergänzungen in den Kommentaren!

Danke!

Wichtig zu erwähnen ist mir noch, dass in diesen Artikel wertvolle Impulse meiner Kollegin aus Aachen, Claudia Münstermann einflossen. Wir stehen länderübergreifend im fachlichen Austausch. Claudias Fachgebiet ist das Emotionale Essen. Sie bietet unter anderem Coaching per Skype an, was in der jetzigen Zeit des Social Distancing nützlich ist.

Stärkendes für dich zwischen den Zeilen

Ich werde in diesem Artikel zahlreiche Fotos einfügen, denn auch optische Genüsse wirken stärkend.

Sonnenaufgang in der Masai Mara

Alle Fotos wurden von meinem Verlobten, Manfred Helmer auf unserer gemeinsamen Reisen nach Kenia im Februar 2020 gemacht. Deswegen mag ich sie besonders gerne. Falls du noch mehr Fotos sehen und damit mehr über unsere gemeinsamen Reisen erfahren möchtest, besuche gerne Manfreds Webseite.

Triggernde Worte werden hier vermieden

Ich werde in der Folge die Wörter „Corona-Virus“ oder „Covid-19“ bewusst nicht verwenden, da diese bei viele Menschen Angst triggern.

Ich rede von der „jetziger Situation“, von „der Krise“ und ähnlichem. Ich denke, du wirst verstehen, was gemeint ist.

Wie immer würde ich mich sehr freuen, wenn du in den Kommentaren deine Gedanken oder Ergänzungen teilst!

Der Artikel lässt sich auf mehrere Krisen anwenden

Es braucht keine Pandemie, um unser System ins Wanken zu bringen.

Das können ebenso unvorhergesehene Ereignisse wie Todesfälle, Fehlgeburten, Jobverlust, Beziehungsende, Unfälle oder Krankheiten auslösen.

Die Essstörung ist im ganz normalen Alltag schon herausfordernd genug. Kommt dann noch ein solches Ereignis oben drauf, reagieren wir mit unseren gewohnten Mustern.

Die Muster der Essstörung werden herausgefordert

Leidet man an einer Essstörung, gibt es einige Muster, die uns wiederkehrend herausfordern.

Wenn nun zusätzlich die ganze Welt in Krise ist, werden genau diese Themen angetriggert, also angestoßen und damit verstärkt.

Um welche Themen geht es?

Die innere Beziehungskrise wird größer

Ich bezeichne die Essstörung gerne als Beziehungskrise mit sich selbst.

Vielleicht kommt dir das seltsam vor, weil du ja nur eine Person bist und eine Beziehungskrise üblicherweise zwischen zwei oder mehreren Personen abläuft.

Ich finde den Vergleich deswegen so treffend, da wir oft mit uns selbst sprechen.

Da ist dann „diese innere Stimme“ auf der einen Seite, und das „Ich“ auf der anderen Seite.

Der innere Richter erwacht

Diese innere Stimme kann das Ich ganz schön verletzen, ähnlich wie bei einem Rosenkrieg: Sie kritisiert immerzu, brüllt uns an, macht uns runter, lacht uns aus, zeigt uns jeden Tag, wie unnötig und lächerlich wir sind.

In der jetzigen Situation treibt sie uns gerne an: Beispielsweise sagt sie uns
„Du hast Homeoffice, also kannst nun täglich gesund kochen!!!“
„Jetzt gibt es keine Ausrede mehr für deine tägliche Sporteinheit!!!“
„Jetzt endlich hast du Zeit, nutze sie sinnvoll! Du wolltest schon so lange Ausmisten und gründliche Putzen!!!“
„Du musst positiv bleiben.“
und so weiter.

Die innere Stimme will uns vermeintlich nur Gutes, doch die Art und Weise, wie sie mit uns umgeht, verletzt uns zutiefst.

Falls du mehr über diese inneren Stimmen lesen möchtest, kann ich dir das Buch „Befreiung vom inneren Richter: Die Intelligenz der Seele erkennen.“ empfehlen.

Die toxische Scham floriert

Manchmal kann diese innere Beziehungskrise soweit gehen, dass wir uns selbst sogar Schlechtes an den Hals wünschen. Es können sich Gedanken einschleichen wie: „Wenn ich krank werde, wäre das super, dann esse ich wenigstens weniger.“ oder „Wenn es weniger zu kaufen gibt, höre ich vielleicht endlich auf zu fressen.“

Diese Gedanken heizen wiederum unser toxisches Schamgefühl an, denn eigentlich wissen wir ja, dass „man“ so nicht denken sollte und dass „man“ dankbar zu sein hat für jeden Tag Gesundheit.

(Viel mehr über diese toxische Scham erfährst du in meinem Buch „Essanfälle adé“.)

Der Selbsthass verschlimmert die Situation

Hinzu kommt eine ordentliche Portion Selbsthass, die uns weis machen möchte, dass wir es unbedingt notwendig sei, hart mit uns umzugehen und dass wir es nicht verdient hätten, freundlich mit uns selbst umzugehen.

Der liebevolle Umgang ist (noch) nicht eingeübt

Die Krise im Außen bewirkt, dass sich die Krise in uns selbst verstärkt.

Wir hacken noch mehr auf uns selbst herum.

Das liegt daran, dass wir den liebevollen Umgang mit uns selbst (noch) nicht gewohnt sind und gar nicht wissen, wie das eigentlich funktionieren soll.

Die Essanfälle helfen beim Umgang mit sich selbst

Wer sich selbst nicht leiden kann, verbringt nicht gerne Zeit mit sich. Dann fällt es schwer, sich mit sich selbst in positiver Art und Weise zu beschäftigen.

Da wir nun mal nicht aus unserer Haut heraus können, braucht es andere Möglichkeiten, sich dennoch irgendwie von sich selbst zu entfernen.

Das kann mit Hilfe von Dissoziation oder auch mit Hilfe der Essanfälle gelingen. Die Essanfälle helfen uns einerseits uns wieder zu spüren. Auf der anderen Seite lenken sie uns aber auch massiv von uns selbst ab, indem sie uns mit andere Themen wie z.B. das schlechte Gewissen oder das Völlegefühl beschäftigen.

Die Essanfälle können also ein Ablenkungsmanöver mit Schutzfunktion sein.

Die Essanfälle schenken ein bisschen Trost

Das wiederum treibt uns in die Essanfälle. Denn sie wirken (kurzfristig) wie Balsam auf der Seele, wie ein Trost, wenn wir endlich ungehemmt essen dürfen und zwar von all den Köstlichkeiten, die wir uns ansonsten streng verbieten.

Langfristig kommt dann leider der Kater, der die Situation wiederum schlimmer macht.

Wir können nicht anders, weil wir (noch) nicht gelernt haben, uns selbst auf andere Art und Weise zu trösten.

Oder die Essanfälle kommen, um uns endlich eine Pause vom selbst „du-musst“-Pflichtprogramm zu verschaffen. Leider ist es eine Pause, die wir letztendlich nicht genießen können und die uns nicht nährt.

Das innere Bewertungssystem wankt

Leidet man an einer Essstörung, ist man in einer Dauerschleife der Bewertungen gefangen:

Lebensmittel werden in gut und schlecht eingeteilt

Jedes Lebensmittel wird in „gut – darf ich essen“ oder „schlecht – ist verboten“ eingeteilt. Ziel ist es, nur aus der Kategorie „gut“ zu essen.

Das schafft man mit höchster Anstrengung eine gewissen Zeit, bis dann die Essanfälle wieder einmal alle guten Vorsätze über den Haufen werfen.

Gute Gefühle ja, schlechte nein

Auch die Gefühle sind dieser Bewertung unterworfen.

Menschen mit einer Essstörung haben meistens einen hohen Perfektionsanspruch. Der beinhaltet auch, dass man den Anspruch hat, immer stark und gut drauf zu sein.

Ich kenne viele, die mit einer permanenten „Ich bin so happy“-Maske durch das Leben gehen, die nur während der Essanfälle abgelegt werden kann.

Tätigkeiten werden nach ihrer Sinnhaftigkeit beurteilt

Genauso werden Tätigkeiten bewertet.

Idealerweise verbringt man den ganzen Tag mit sinnvollen Tätigkeiten. Das sind z.B. wichtige Projekte, effiziente Sporteinheiten, Ausmistungsprojekte in der Wohnung, spirituelle Übungen.

Leider ist es viel zu oft so, dass unbezahlte Alltagstätigkeiten wie „sich um die Kinder kümmern“, „kochen“, „Wäsche waschen“, als selbstverständlich abgetan werden und somit nicht als wertvoll zählen.

Im schlechtesten Fall ist man also den ganzen Tag beschäftigt, ohne das Gefühl zu haben, einen wertvollen Beitrag geleistet zu haben.

Wenn alte Bewertungen wanken, müssen neue her

Wenn nun aufgrund der jetzigen Lage wichtige Projekte ausbleiben, erlegt man sich auf, wenigstens in der Freizeit effizient zu bleiben:

Jetzt Sport machen! Täglich! Jetzt bei Yoga-Videos mitmachen! Auch täglich! Jetzt den Mediationskurs machen und meditieren, täglich! Gesund essen! Immer! „Jetzt hast du ja Zeit, jetzt gibt es keine Ausreden“, sagt der innere Richter.

Hohe Perfektionsansprüche lähmen oder machen Widerstand

Dieses geballte Aufkommen an „du musst“ und „du sollst“ Tiraden kann eine komplette Starre hervorrufen oder/und Widerstand, sodass gar nichts mehr geht.

Das wiederum heizt die Selbstvorwürfe an.

Die Essanfälle lenken vom Gefühl der Wertlosigkeit ab

Zu viel Zeit bewirkt, dass wir uns von den Gefühlen der Wertlosigkeit nicht mehr wie gewohnt ablenken können.

Der Essanfall ist eine einfach verfügbare Ablenkung. Leider destruktiv, aber sehr wirksam.

Wenn man sich im sogenannten Fresskoma befindet (sich also vor lauter Essen nicht mehr rühren kann), sind auch die Gedanken endlich still, und somit auch diese ständigen Bewertungen.

Die eine Selbstverletzung löst die andere ab.

Der High Speed Modus wird abrupt gestoppt

Viele Menschen mit Essstörungen versuchen unbewusst mit einem hohen Level an Aktivität ihren Gedanken und Gefühlen und vor allem dem Essen zu entkommen.

Ich kenne viele Betroffene, die penibel darauf achten, dass der Tag möglichst verplant ist. Es werden lange ToDo-Listen verfasst und abgearbeitet.

Unstrukturierte Zeit überfordert

Wenn das aufgrund der aktuellen Situation wegfällt, ist man erstmal mächtig überfordert von der unstrukturierten Zeit.

Es kann sein, dass man dann von all den Gefühlen, die man im Alltag erfolgreich verdrängt, eingeholt wird.

Um das Bild von vorhin zu verwenden: Es wäre als ob Sie mit einem Partner oder Partnerin, mit der Sie in Beziehungskrise stecken, plötzlich viel Zeit verbringen müssten.

Zu viel Ruhe überfordert

Ich habe dieser Tage öfters den Rat gelesen, dass man die freie Zeit nutzen soll, um in sich zu gehen und zur Ruhe zu kommen. Endlich d-i-e Gelegenheit, um mit Meditation zu beginnen!

Grundsätzlich ist diese Idee ja nicht schlecht.

Doch von totalem High-Speed auf absoluten No-Speed umzustellen, ist nicht so einfach. Wenn man Ruhe nicht gewohnt ist, ist zu viel davon überfordernd.

Wenn es im Außen leise wird, wird es im Inneren laut.

Nun klopft auch die toxische Scham wieder an unsere Türe, sie sagt: „Scheinbar schaffen es alle ihre Zeit zu genießen! Ich schaffe das wiedermal nicht: Ich bin wieder einmal die Versagerin.“

Der Essanfall sorgt für Struktur

Der Essanfall sorgt für Struktur. Denn damit sind oft mehrere Stunden verplant: Einkaufen, Essen, Komaschlaf. Die destruktiven Gedankenschleifen davor bzw. danach füllen auch einiges des Zeitvakuums.

Dies alles wirkt leider nur kurzfristig, denn durch die Essanfälle werden leider die sowieso schon vorhandenen Gefühle der Wertlosigkeit noch weiter verstärkt.

Das Ziehen von Grenzen wird noch schwieriger

Es gibt momentan viele Menschen die nicht arbeiten können und viel (zu viel) freie Zeit haben.

Überforderung durch fehlende Rückzugsmöglichkeiten

Es gibt aber auch jene, die umso mehr arbeiten müssen.

Beispielsweise Mütter oder Väter, die nun ihre Kinder rund um die Uhr betreuen und parallel dazu vielleicht auch noch Job Agenden im Homeoffice erfüllen müssen.

Das bedeutet, dass nicht nur die eigenen Gefühle, sondern auch die des Kindes reguliert werden müssen, vielleicht auch die vom Partner oder der Partnerin.

Viele müssen nicht nur den eigenen Tag neu strukturieren, sondern das auch für die Kinder leisten.

Das Wesen der Essstörung ist es, das man sich selbst nicht gut spüren und somit auch nicht seine Grenzen wahren kann.

Ein Gefühl von „Ich gehe jeden Tag mehr verloren“

Das führt zu permanenten Grenzüberschreitungen: Man überschreitet seine eigenen Grenzen, ohne es zu merken und man erlaubt anderen Menschen, die Grenzen ebenfalls zu überschreiten.

Man weiß nicht mehr, wo man selbst anfängt oder aufhört, man ist irgendwie Grenzenlos.

Mit dem übervoll sein können wir uns besser spüren

All das führt nach und nach zu einem Gefühl der Überforderung, was wiederum versucht wird mit Essen zu lindern.

Wenn der Bauch zum platzen voll ist, können wir wieder unsere Grenzen spüren. Allerdings auf sehr unangenehme Art und Weise. Andere Methoden wurden (noch) nicht erlernt.

Tiefe Ängste werden getriggert

Eine Essstörung ist eine Erkrankung der Psyche.

Das Nervensystem wird gestresst

Wenn die Psyche erkrankt ist, ist das Nervensystem gestresst, sodass der Umgang mit den Sorgen des Lebens zur Herausforderung wird.

Wenn nun eine große Krise im Außen hinzu kommt, also viele Menschen besorgt sind, wird unser Nervensystem noch weiter gestresst, was wiederum die Ängste verstärken kann.

Unaufgearbeitete Ängste erwachen

Wenn dann noch unaufgearbeitete Ängste in uns schlummern, werden diese angetriggert und verstärken sich damit.

Das liegt daran, das momentan viele Menschen Angst haben, die Angst liegt förmlich in der Luft.

Ein Beispiel: Verlustängste

Ich gebe dir hier eine Beispiel aus meiner eigenen Psyche:

Ich bin eine sogenannte Kriegsenkelin. (siehe dazu generationenübergreifendes Trauma)

Das bedeutet, dass in mir die Angst schlummert, alles zu verlieren, was wichtig ist: Das Leben der Liebsten, Wohnung, Heizung, Essen, Einkommen.

Bevor ich das aufgearbeitet hatte, äußerten sich diese Ängste in folgenden Gedanken:

(Ich muss dazu sagen, dass sich diese Aufarbeitung über ein paar Jahre hinzog, weil die dahinterliegenden Themen tief in meinem Unterbewusstsein vergraben waren und ich sie deswegen nicht kontinuierlich bearbeitet konnte.)

  • Ich dachte fast täglich daran, was ich tun würde, wenn Krieg ausbrechen würde.
  • Ich hatte fast jeden Tag die Sorge, dass v.a. meine älteren Bezugspersonen bald sterben könnten.
  • Ich hatte starke Existenzängste.

Ich dachte immer, dass alle Menschen solche Ängste hätten.

Bis ich drauf kam, dass das nicht stimmt.

Auf meinen Weg aus diesen Ängsten heraus entdeckte ich, dass meine Existenzängste wenig mit dem Äußeren zu tun hatten. Sie waren immer gleich, egal wie viel oder wie wenig Geld ich verdiente. Auch die Angst vor dem Tod meines Vaters war ebenfalls unabhängig von seinem Alter. Als er 70 war, hatte ich mehr Angst vor seinem Tod als 13 Jahre später, als er dann tatsächlich starb.

Falls du noch mehr über meinen Weg erfahren möchtest, kannst du darüber viel in meinem Buch „Essanfälle adé“ lesen.

Unsere Psyche will die konkreten Ursachen kennen

Es ist ein Hilfsmittel unserer Psyche: Es ist für sie einfacher, unsere inneren Zustände an einer scheinbar logischen Ursache im Außen festzumachen.

Diese Zusammenhänge erklärt Dami Charf sehr gut in diesem Youtube Video:

Indirekte Ausdrucksformen der Angst

Manchmal ist uns gar nicht bewusst, dass wir Angst haben, da sie sich auch auf andere Art und Weise Ausdruck verschaffen kann:

  • Aggression und Wut (z.B. das große Bedürfnis Streit zu beginnen oder böse Wort-Meldungen zu schreiben)
  • Sarkasmus
  • total gute Laune mit übertriebenen „bleib positiv“ Parolen
  • innerer Unruhe, Nervosität
  • Anspannung bis hin zur Verspannung
  • Schlafstörung
  • Dissoziation (gar nichts spüren)
  • Lähmung (bis hin zur Depression)
  • „mir alles egal“ Attidüden
  • dem starken Bedürfnis für andere da zu sein (Helfersyndrom)
  • Aktionismus (schnell viel erledigen, um nichts zu spüren)

Je besser wir uns und unsere Handlungsmuster kennen, desto besser können wir für uns selbst da sein.

Je mehr die Ängste bearbeitet wurden, desto geringer der Trigger

Die gute Nachricht: Je mehr wir unsere alten Ängste bearbeitet haben, desto geringer fällt dieser Trigger aus.

Die Essanfälle lindern die Angst

Die Essanfälle konfrontieren uns mit einer Menge heftiger Gefühle, wie z.B. unserem Selbsthass. Sobald der Essanfall vorbei ist, zwingt er uns, die nächsten Diätpläne auszuarbeiten.

Für unsere Psyche ist es einfacher, sich mit diesen altbekannten Problemen herumzuschlagen, als mit anderen, die uns noch wesentlich größer erscheinen.

Die Konfrontation mit dem Essen stresst

Viele Menschen mit Essstörungen vermeiden es, Lebensmittel zu Hause zu lagern.

Nun hat unsere Regierung die Empfehlung gegeben, so selten wie möglich das Haus zu verlassen. Daher wäre es überlegenswert, nur einmal die Woche einkaufen zu gehen.

Viel Zeit zu Hause und viele lagernde Vorräte – das ist eine toxische Kombination, wenn man unter einer Essstörung leidet.

Außerdem kann der Gedanke, dass man beim Essanfall vielleicht nicht genau sein „Suchtmittel“ jetzt sofort kaufen kann, großen Stress auslösen.

Das Essen lindert (kurzfristig) die Überforderung

All das macht ein Gefühl der Überforderung, das von den Essanfällen abgefedert wird.

Der innere Mangel wird verstärkt

Zur Essstörung gehört das Gefühl von Mangel.

Mangel fühlt sich an, wie ein innerliches Fass ohne Boden: Man kann einfüllen was man möchte, trotzdem bleibt das Gefühl von „Es ist immer zu wenig“.

Zu wenig Liebe, zu wenig Anerkennung, zu wenig Vertrauen, zu wenig Wohlgefühl, zu wenig Schönheit, zu wenig Intelligenz, zu wenig gute Laune. Die Liste ließe sich noch unendlich weiter führen.

Momentan ist unser Leben aufgrund der aktuellen Situation eingeschränkt und es herrscht die Angst, dass auch das Angebot von Lebensmittel davon betroffen sein könnte.

Glücklicher Weise ist das in der Realität nicht der Fall. Doch wenn ein inneres Gefühl von Mangel herrscht, lässt sich das mit sachlichen Argumenten nur schwer beschwichtigen.

Außerdem wird die Bewegungsfreiheit eingeschränkt, was das Gefühl des Mangels ebenfalls verstärken kann.

Sorgen über die Existenz kommen bei vielen noch hinzu.

Das Essen versucht den Mangel zu füllen

Unser System versucht einen Weg zu finden, diesen Mangel zu füllen. Also greift es zu Essen, zu viel Essen um die Seelenlöcher zu stopfen.

Doch leider stellt sich dadurch das ersehnte Gefühl der Fülle nicht ein, denn Menschen mit Essstörung können wohltuende Sättigung vor allem nach Fressorgien nicht wahrnehmen.

Gefühl von Kontrollverlust

Die jetzige Krise ist für uns nicht kontrollierbar, wir wissen nicht, wie sie sich entwickeln wird.

Kontrolle spielt bei der Essstörung eine große Rolle, vor allem bei den Formen Anorexie, Bulimie und Bulimie non purging type (also alle Bulimie ohne erbrechen).

Das Gedankenmuster läuft ungefähr so:

Wenn ich meine Nahrung kontrolliere werde ich die Figur haben, die ich möchte. Wenn ich meinen idealen Körper habe, ist alles gut.

Mit diesem Denken sind Menschen mit Essstörung Tag ein Tag aus beschäftigt. Dies ist zwar nicht angenehm, aber kontrollierbar.

Die (scheinbare) Kontrolle über das Essen zu haben gibt Sicherheit.

Nun gerät das Leben außer Kontrolle. Alle gewohnten Routinen fielen von heute auf morgen weg. Das triggert die Angst vor Kontrollverlust.

Diäten bringen (kurzfristige) Kontrolle

Das kann dazu führen, dass versucht wird, wieder Kontrolle in das Leben zu bringen. Es werden wieder Diäten gemacht, die akribisch eingehalten werden.

Die Zahl auf der Waage, die auch für Kontrolle steht, spielt wieder eine große Rolle.

Leider kann ein zu viel an Kontrolle wiederum zu Kontrollverlust führen, bei einer Essstörung in Form von Essanfällen.

Emotionen können nicht reguliert werden

Zum Wesen der Essstörung gehört es, dass man mit sich selbst nicht verbunden ist.

Das kann bedeuten, dass man sich vieler seiner Emotionen nicht bewusst ist, da sie verdrängt werden.

Ein gutes Beispiel dafür ist, dass viele Menschen mit Esssucht eine „Happy-Face“ Maske tragen, die ausdrücken soll: „Ich muss immer gut drauf sein, mir darf es nicht schlecht gehen.“ Alle Gefühle, die diesem Glaubenssatz zuwider laufen, dürfen nicht sein.

Viele Gefühle sind uns sehr wohl bewusst, aber so schwer zu ertragen, dass wir auch wiederum das Essen brauchen, um sie zu abzumildern.

Bei Krisen können viele Gefühle auf einmal auftauchen

In der momentanen Situation gibt es viele Gefühle, die auftauchen können. Manchmal eines nach dem anderen, manchmal sogar gleichzeitig.

Ich zähle dir ein paar Gefühle auf, um dir eine Idee davon zu geben, was momentan präsent sein könnte:

Überforderung, Langeweile, Anspannung, Wut, sich bedrängt fühlen, da keine Möglichkeit des Rückzugs, sich eingesperrt fühlen, sich fremdbestimmt fühlen, sich isoliert fühlen, Einsamkeit, Ratlosigkeit, Rastlosigkeit, Ohnmacht, lähmendes Gefühl, Traurigkeit, Angst, Unsicherheit, Freude über das Erwachen des Frühlings, Genuss eines Spazierganges u.v.m.

Essen wirkt wie ein Breitbandantibiotiokum

Alle Gefühle, die nicht gespürt werden können oder wollen, sind dennoch da und müssen irgendwie reguliert werden.

Hier hilft uns das Essen als Breitbandantibiotikum, sozusagen.

Jedes Gefühl, das nicht anders reguliert werden kann, wird mit Essen beantwortet.

Die Essstörung verschwindet erst, wenn man es schafft, nicht mehr das Essen für die Regulation zu benötigen.

Was kann helfen?

Zu viel des Guten kann auch zu viel sein

Derzeit gibt es sehr viele Informationen darüber, wie man Geist und Seele und Immunsystem stärken kann.

Wenn man alles zusammenzählt, wird wieder eine ordentlich lange ToDo-Liste daraus. Wenn man allerdings (noch) nicht gelernt hat, für sich selbst zu sorgen, können diese zahlreichen Tipps massiv überfordern und wiederum zu Essdruck führen.

Um dir nicht noch mehr Druck zu machen, möchte ich dir daher ein paar sehr konkrete Ideen mit auf deinen Weg durch diese Krise mitgeben.

Anerkennen, dass Krise stressig ist

Es gibt den schönen Satz: „Under stress we all regress“, zu Deutsch: Im Stress regredieren wir alle.

Es ist wichtig, dass du wirklich verstehst, dass du derzeit innerpsychisch sehr herausgefordert bist. Diese Herausforderung lässt sich nicht eben mal schnell wegmachen.

Das ist leider so. Das liegt nicht an deiner Disziplinlosigkeit, sondern es liegt daran, dass deine Psyche ein Gipsbein hat, sozusagen.

Du kannst das jetzt nicht sofort heilen, aber du kannst dir ein bisschen Linderung verschaffen.

Essdruck oder Essanfälle möglichst nicht verurteilen

Ich hoffe, dass du nun ein bisschen besser nachvollziehen kannst, dass deine Essanfälle momentan sehr viele sehr wichtige Funktion erfüllen.

Deswegen kannst du sie in der jetzigen Situation nicht so einfach wegmachen.

Vielleicht kannst du nun ein bisschen Verständnis für dich selbst aufzubringen, ein bisschen milder zu dir zu sein, wenn dich der Essdruck oder ein Essanfall überkommt.

Du brauchst das für deine Beruhigung und für deine Selbstregulation. Es ist nur legitim dafür ein Mittel zu wählen, das uns gut bekannt und sofort wirksam ist.

Kleine Schritte statt zu große Ziele

Was nützt ein perfekter Plan, wenn er nicht eingehalten werden kann?

Gar nichts.

Im Gegenteil. Der Frust darüber treibt uns wiederum zum Essen.

Es wäre daher gut, Dinge zu tun, die dir in der momentanen Lage möglich sind.

Deeskalation

Wenn du bis hierher gelesen hast, weißt du nun, dass diese Situation sehr stressig für dein Nervenkostüm ist.

Was bereitet dir zusätzlichen Stress?

Daher wäre es gut, wenn du prüfst, wieviel Stress du dir noch zumuten willst.

Jedem Menschen tun andere Dinge gut, ich möchte dir daher keine Vorgaben machen.

Ich werde dir nun stattdessen ein paar Fragen stellen, damit du entscheiden kannst, was gut für dich ist:

  • Wie oft pro Tag möchte ich mich über den Stand der Dinge informieren?
  • Welche Informationsquellen tun mir gut, im Sinne von dass sie mich möglichst wenig aufregen?
  • Zu welchen Menschen tut mir der Kontakt momentan gut?
  • Wieviel möchte ich über die jetzige Situation reden?
    Oder tut es mir besser, bewusst über etwas anderes zu sprechen?
  • Wieviel Unterstützung kann ich anderen Menschen zur Verfügung stellen?
  • Wie fühle ich mich derzeit in den sozialen Medien?
    Welche Kontakte tun mir hier gut? Wie fühlt es sich an, wenn ich täglich viele Meldungen über die Gefühlszustände von Menschen lese, die ich vielleicht gar nicht persönlich kenne? Wieviel Zeit möchte ich verwenden, darüber zu schreiben, wie es mir mit der derzeitigen Lage geht?

Selbstfürsorge stärken

Stell dir mal vor, du bist krank und jemand vom Pflegepersonal kommt zu dir und brüllt dich da: „Jetzt reiß dich mal endlich zusammen, stell dich nicht so an“.

Das fühlt sich nicht besonders gut an und wird wird dir wohl kaum helfen gesund zu werden, oder?

Ähnlich ist es in der jetzigen Situation.

Du brauchst nun deinen gesamten Beistand, um gesund und mental stark zu bleiben.

Wenn man im Selbsthass steckt, ist es leider unmöglich, von heute auf morgen auf Selbstliebe umzuschwenken. Das ist wichtig zu wissen.

Man muss Schritt für Schritt die Beziehung zu sich selbst reparieren und stärken, wieder nach und nach das Vertrauen aufbauen.

Beobachten, wie du mit dir sprichst

Zunächst einmal empfehle ich dir, ein bisschen Aufmerksamkeit auf deine innere Kommunikation zu lenken. Läuft die so ab, wie oben beschrieben? Bist du mit dir in Rosenkrieg?

Ein paar kleine Nettigkeiten pro Tag

Es ist wichtig, dass du verstehst, dass du diese Kommunikation nicht von heute auf morgen verändern kannst, da du vermutlich (noch) schlecht von dir selbst denkst.

Aber du kannst damit anfangen, dir ein paar respektvolle bis freundliche Sätze oder Gesten pro Tag zu schenken.

  • Wie wäre es mit einem einfachen „Hallo“, wenn du in den Spiegel schaust (statt eine Beschimpfung über dein Aussehen).
  • Wie wäre es mit einem Lob, nachdem du die Wäsche zusammengelegt hast (statt dich zu verurteilen, was du alles noch nicht geschafft hast heute).
  • Wie wäre es damit, deinen Lieblingspulli anzuziehen, auch wenn du den ganzen Tag zu Hause bleiben musst?
  • Vielleicht kannst du heute eine Mahlzeit schön anrichten? Also dir z.B. eine Serviette nehmen und eine Kerze anzünden?

Ich bin mir sicher, du findest noch viele weitere Beispiele.

Stärkende Dinge einladen

In einer Krise ist es wichtig, sich zu stärken.

Wenn man allerdings mit sich selbst nicht in guter Verbindung steht – wie das beispielsweise bei einer Essstörung der Fall ist – dann weiß man oft nicht, was einem gut tut.

Das liegt daran, dass man seine eigenen Gefühle nicht mehr spüren oder nicht zuordnen kann, es ist als ob eine Leitung durchtrennt wäre. Wie soll man also spüren, was einem gut tut, wenn man nichts spüren kann?

Außerdem empfindet man in der Essstörung großen Selbsthass, noch ein Hinderungsgrund sich Gutes zu tun.

Mein Zugang zu dieser Krux ist der Folgende:

Es geht darum, wohltuende und nährende Dinge zu tun, obwohl du momentan die Auswirkung vielleicht nicht spüren kannst und obwohl du vielleicht glaubst, du hättest es nicht verdient, gut zu dir zu sein.

Das müssen keine riesen oder aufwändigen oder lang geplanten Sachen sein! Es genügen Kleinigkeiten, die dir z.B. ein kleines Gefühl der Freude schenken oder ein bisschen Herzenswärme machen.

Seelenfutter

Es geht darum, neben dem Essen noch andere Nahrung für deine Seele zu finden.

Hier ein paar Anregungen:

Bewusste Denk-Pausen durch Humor

Ein bisschen Humor in der richtigen Dosis kann übrigens auch stärkend wirken. Er kann uns eine wohlverdiente Pause von den destruktiven Gedankenschleifen schaffen.

Hier siehst du ein paar meiner liebsten lustigen Kurzvideos.

Ich finde ich es wichtig, wachsam zu sein für die feine Grenze zum Sarkasmus, also dem übertriebenen lustig machen über die jetzige Situation. Ich persönlich empfinde Sarkasmus nicht als stärkend.

Um Hilfe bitten und Hilfe annehmen

Wir Menschen sind soziale Wesen. Wenn nun alle gewohnten soziale Kontakt eingeschränkt werden müssen, kann das für unsere Seele schwer zu verkraften sein.

Deswegen kann es jetzt wichtig sein, hier vorübergehend bewusst neue Wege zu gehen. Gerade wenn man alleine wohnt, halte ich das für essenziell im Sinne der Selbstfürsorge.

Vielen Menschen mit Essstörungen fällt es allerdings schwer, um Hilfe zu bitten und versuchen alles alleine zu schaffen und immer stark zu wirken.

Vielleicht ist das eine gute Gelegenheit, nicht nur Hilfe anzubieten, sondern auch Hilfe anzunehmen.

Besonders in Krisenzeiten erkennen wir, wer die Menschen sind, die uns stärken und nährend für unsere Seele sind.

Wie wäre es zuzugeben „Du, ich fühle mich gerade etwas einsam, könnten wir uns vielleicht online zu einem Tee treffen?“

Im englischen gibt es dafür diesen schönen Begriff: „to reach out“ – also seine Hände ausstrecken und in Verbindung mit anderen gehen.

Manchmal braucht das ein bisschen Mut. Doch nur wenn man seine Bedürfnisse ausdrückt, können sie erfüllt werden.

Falls dir das schwer fällt, es gibt auch sehr gute Gruppen auf Facebook, wo man sich derzeit treffen kann. Das Marshmallow Mädchen Kathrin Tschorn hat bespielsweise eine Gruppe, die sehr schön Ressourcen-orientiert ist. Sie spricht auch öfters live (Stand 21.3.).

Auf das Jetzt fokussieren

Wenn wir ganz im Jetzt sind, gibt es keine Zukunft und das wiederum reduziert die Komplexität der jetzigen Situation und auch die Angst.

Wie kommt man in das Jetzt?

Durch viel Übung.

Und wie übt man das?

Die Antwort wirst du vermutlich kennen: Mit Hilfe von Meditation.

Es gibt derzeit viele Menschen, die den Wert der Meditation für sich entdeckt haben und dazu Podcasts oder online Kurse anbieten.

Widerstände gegen Meditation

Ich kenne allerdings noch viel mehr Menschen mit Essstörungen, die überzeugt davon sind, dass Meditation gut für sie sei, aber es dennoch nicht tun. Das wiederum erhöht die toxische Scham und die Versagensgefühle. Denn gefühlt meditieren alle momentan, zumindest alle Menschen in meiner „Blase“.

Falls du einen Druck in diese Richtung verspürst, hoffe ich, dass ich den nun ein bisschen abmildern kann:

Ich hatte viele Jahre sehr große Widerstände gegen Meditation.

Ich fand einfach nicht die Zeit (bin dann aber vor TV oder Handy hängengeblieben) oder ich vergaß (Echt? Es ist schon Schlafenszeit? Ich wollte doch noch meditieren!) oder ich baute hohe Erwartungen auf, die ich sowieso nie erfüllen konnte (Wenn Mediation dann gleich 20 Minuten in absoluter Ruheposition. Wenn es nicht „g´scheit“ gemacht wird, dann brauche ich erst gar nicht anfangen damit.)

Heute weiß ich, woran es lag:

  • Die äußerliche Ruhe legte offen, wie unruhig meine Gedanken waren. Das war schwer zu ertragen.
  • Es gab ein inneres Gefühl in meinem Brustkorb, vor dem ich (unbewusst) weglief bzw. das ich nicht so genau kennen lernen wollen, weil es mir Angst machte.
  • Ich hatte sehr hohe Ansprüche an die perfekte Mediation. Das wiederum triggerte alte Themen und erzeugte ein lähmendes Gefühl bzw. Widerstände.

Ich musste das alles bearbeiten, bevor ein echtes inneres Bedürfnis entstehen konnte, mich täglich mit mir selbst zu verbinden.

Das sieht heute ungefähr so aus:

Die Katze liebt diese Weste 😉

Klein anfangen

Daher möchte ich dich ermuntern, klein anzufangen. Man muss wirklich nicht gleich 20 Minuten im strengen Meditationssitz verharren.

Es geht „nur“ darum, die Gedanken hin und wieder in das Jetzt zu bringen.

Das kann man auch auf viele andere Arten tun.

Die coole Händewasch-Meditation

Beispielsweise ist momentan sowieso 30 Sekunden langes Händewaschen angesagt.

Also wieso daraus nicht gleich eine kleine Achtsamkeitsübung machen?

Du sagst dir – wenn möglich laut – vor, was du tust, siehst, fühlst, hörst, riechst:

Ich halte meine Hände unter das Wasser, das ist feucht.
Ich nehme die Seife, ich rieche den Duft.
Wie fühlt sich die Seife an?
Ich seife jeden Finger ein, auch den Daumen. Wie fühlt es sich an, wenn ich den Daumen einseife?
Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt den Händen danke zu sagen: „Danke, dass ihr so viele Dinge tun könnt.“
Kannst du das Wasser fließen hören? Die Quatsch-Geräusche der Seife?

Falls du bereits ein bisschen geübter bist, kannst versuchen deine Atembewegung und/oder deinen Herzschlag zu beobachten.

Und voila. 30 Sekunden Meditation erledigt. Das mal 10 sind schon 5 Minuten und das ist ein super Anfang.

Man darf es sich einfach machen

Es gibt im Alltag viele Momente, die dazu geeignet sind, dich auf das Hier und Jetzt zu fokussieren.
Es geht darum, dir einen kleinen Urlaub von den Gedankenkreisen zu ermöglichen.

  • Die Frühlingssonne im Gesicht wahrnehmen.
  • einen Moment stehen bleiben und den blühenden Baum bewundern
  • Den Stein unter deinem Fuß spüren, wenn du einen Waldweg entlang gehst.
  • Deinen Atem spüren, falls du gerne läufst.
  • und meine Lieblingsmeditation: Das Fell der Katze bewusst wahrnehmen.

Noch viel mehr Anregungen

In meinem Buch „Essanfälle adé“ nimmt das Thema „Selbstfürsorge stärken“ viel Raum ein.

Du findest auf fast 300 Seiten viele Hinweise, wie man sich freundlich behandeln kann, auch wenn man sich nicht besonders leiden kann.

Es geht darum, wie man Schritt für Schritt neue Gewohnheiten in sein Leben einladen kann.

Außerdem erkläre ich dir, wie du mit Hilfe der EKT-Methode deine Gefühle anders als mit Essen regulieren kannst.

Übrigens:
Diese Werbung ist Teil meiner eigenen Selbstfürsorge.
Da meine Praxis derzeit geschlossen bleiben muss, ist das eine Einnahmequelle, die mich momentan versorgt.

Meine andere Einnahmequelle momentan ist, dass ich Sitzungen mit der EKT-Methode online anbiete. Hier findest du alle Informationen darüber.

Wachstumsmotor Krise

Abschließend finde ich es wichtig noch die Aufmerksamkeit auf die Chance in der Krise zu lenken.

Das ist leider ein furchtbar abgedroschener Satz, aber es gibt sie tatsächlich, diese Chance.

Wenn tatsächlich die schreckliche aller schrecklichen Situationen eintritt, werden auf wundersame Weise spezielle Energien in uns frei und wir schaffen es irgendwie, völlig neue Lösungen zu finden.

Wir wachsen und werden stärker.

Wenn wir es schaffen, diesen Nutzen aus der Krise zu erkennen, dann lässt sich die Krise ein bisschen leichter überstehen.

Oft können wir den Nutzen erst im Nachhinein sehen

In der Krise selbst können wir oft noch nicht erkennen, welchen Nutzen sie für uns bereit hält. Wir stecken noch zu tief drinnen.

Du kannst dir ein paar vergangene Krisen deines Lebens hernehmen und dich fragen:

  • Was habe ich Gutes erfahren während der Zeit der Krise?
  • Was habe ich langfristig aus der Krise gelernt für mein Leben?
  • Was hat die Krise langfristig für mich zum Guten verändert?

Wenn wir das Potential vergangener Krisen erkennen können, hilft das bei einer aktuellen Krise ins Vertrauen zu gehen:

Auch wenn ich es momentan nicht erkennen kann: Auch diesmal werde ich daran wachsen.

Eine persönliches Beispiel

Zumindest habe ich das wiederholt so erlebt.

Beispielsweise hatte ich in einer Ex-Beziehung große Angst, dass mich mein Partner verlassen könnte und ich damit aus der geliebten Wohnung ausziehen müsste. Der Gedanke daran lähmte mich.

Genau dieses Schreckensszenario trat ein.

Ich war verzweifelt, doch die Lähmung war weg. Nach einer Phase der tiefen Trauer ging ich Schritt für Schritt weiter. Ich war überwältigt von der Hilfe, die ich bekam. Mein soziales Umfeld schenkte mir Wärme und Geborgenheit, was meinem Herzen gut tat und mich langfristig stärkte. Obwohl ich die Liebe auf der einen Seite verlor, gewann ich Liebe auf anderer Ebene.

Außerdem war ich gezwungen, mich weiter intensiv mit meinen Themen zu beschäftigen und damit enorm zu wachsen.

10 Jahre später kann ich sagen: Die Geschichte ist gut ausgegangen.

Falls die Standesämter Ende April wieder geöffnet haben, werde ich erstmals in meinem Leben heiraten (einen „neuen“ Mann) und wir fühlen uns sehr wohl in unserer gemeinsamen Wohnung.

Mir hilft es, mir bewusst zu machen, welche Krisen ich bereits bewältigt habe und was Gutes daraus entstanden ist.

Hilfreiche Hinweise auf Baustellen

In einer Krise merkt man sehr deutlich, wo noch „Baustellen“ sind. Es wird durch die Krise quasi ein Vergrößerungsglas auf unsere Themen gehalten. Sie werden offensichtlicher.

Dadurch kann uns bewusst werden, woran wir noch arbeiten müssen oder möchten. Wir können vielleicht jetzt schon damit anfangen. Vielleicht aber auch erst, wenn es wieder ein bisschen ruhiger ins uns geworden ist, wir also wieder die inneren Ressourcen für Wachstum und Veränderung haben.

Ein paar Impulse dazu findest du in diesem Artikel über intuitives Essen.

Nichts dauert ewig

Und es ist immer wichtig im Hinterkopf zu behalten:

Nichts ist von Dauer, das ist wohl die einzige Konstante im Leben 🙂

Es werden auch wieder andere Zeiten kommen.

Es gibt Online Hilfe

Am Weg aus der Essstörung geht es darum zu lernen, seine Gefühle anders als mit Essen zu regulieren.

Das alleine zu lernen kann bis zu einem gewissen Grad funktionieren, aber um wirklich weiterzukommen braucht es ein Gegenüber in Form von professioneller Hilfe.

Falls du an einer Essstörung leidest ist es wichtig, dass du von Menschen begleitet wirst, die ausgebildet sind, mit psychischen Störungen zu arbeiten. In Österreich sind das die PsychotherapeutInnen.

Einige davon arbeiten derzeit online.

1:1 Begleitung via Skype oder Zoom

Ergänzend dazu gibt es folgende Möglichkeiten der professionellen Begleitung:

  • Meine Kollegin Claudia Münstermann coacht seit vielen Jahren online, ihr Fachgebiet ist das emotionale Essen. „Live“ hat sie ihre Praxis in Aachen.
  • Meine Kollegin Iris Lasta arbeitet während der Krise ebenfalls online. Sie ist spezialisiert auf die Beratung von hochsensiblen Menschen. Außerdem kennt sie sich sehr gut mit dem emotionalen Essverhalten aus, da sie seit Jahren meine Assistentin bei den „Essanfälle adé“ Workshops ist. „Live“ hat sie ihre Praxis in Wien.

Kostenfreie online Gruppen und Seminare

Freizeitangebote

Links auf einen Blick

Buchtipps