Früher war ich ein Zuckerjunkie. Heute konsumiere ich wenig bis keinen weißen Zucker.

Wie ist mir dieser Wandel gelungen?

Wie gerne würde ich Ihnen nun sagen: Es war ganz einfach, man muss nur diese fünf Schritte beachten und in 3 Wochen war ich zuckerfrei, für immer.

Aber es so einfach war es nicht. Zumindest nicht bei mir.

Zucker

Dauerhafte Umstellungen brauchen Zeit

Mein Weg dauerte Jahre. Aufgrund meiner früheren Essstörung war es notwendig, meinen Weg langsam und mit viel Selbstliebe zu gehen.

Wenn Sie also ein rasches Rezept möchten, ist dieser Beitrag nicht geeignet für Sie.

Falls Sie stattdessen nach einem Weg suchen, der beständig ist und nicht gleich bei der nächsten stressigen Situation  über den Haufen geworfen wird, dann könnte meine Geschichte spannend für Sie sein.

Falls Sie diese Einleitung nicht abschreckt, freue ich mich darauf, nun mit Ihnen meine Geschichte zu teilen.

Erwähnen möchte ich gleich zu Beginn, dass ich mit Zucker weißen und braunen Zucker meine. Es war nie mein Ansinnen, gänzlich auf natürliche Süße zu verzichten, sehr wohl aber auf Süßstoffe.

Zuckerverzicht ist modern

Zuckerverzicht ist heutzutage sehr modern und gilt als gesunde Lebensweise.

Doch das war nicht immer so. Im Film Voll verzuckert – That Sugar Film wird eindrücklich geschildert, dass es in den 50er Jahren Forscher gab, die meinten Fett mache dick und andere, die meinten Zucker machte dick. Erstere Lobby gewann, vorauf hin die Industrie mit der Produktion unzähliger Light-Lebensmittel begann.

Heutzutage fängt wieder ein Umdenken an: Viele Zivilisationskrankheiten, auch das Übergewicht, werden dem übermäßigen Zuckerkonsum  zugeschrieben. Die Lebensmittelindustrie zieht nach und bietet nun zahlreiche zuckerfreie oder zuckerreduzierte Produkte an.

Irgendwie ist das schon frustrierend, nicht wahr?

Jahrelang ist man überzeugt, das Beste für seine Gesundheit zu tun, indem man Light Produkte isst, so wie es einem die Werbung vorlebt. Und dann soll das plötzlich ungesund sein, weil es in Wahrheit nicht das Fett sondern der Zucker ist, der dick und krank macht?

Wem oder was soll man nun glauben?

Am besten dem eigenen Körpergefühl, aber von dem sind viele von uns abgetrennt.

Zucker

Macht Zucker süchtig?

Letztens stellte mir eine Leserin des Buchs „Essanfälle adé“ folgende Frage: „Weshalb habe ich KEINE Essattacken mehr, wenn ich ein paar Tage völlig Zucker und Weißmehl meide? Es fängt erst wieder an, wenn ich nur ein bisschen etwas probiere. Das ist wie direkt Heroin zu nehmen, hab ich manchmal das Gefühl (ohne damit Erfahrung zu haben…) . Ist es vielleicht doch eine stoffgebunde Sucht, die Zuckersucht?“

Diese Mail hätte von meinem früheren Ich stammen können. Ich war überzeugt davon, dass mich Zucker süchtig macht. Kaum aß ich ein bisschen davon, musste es noch viel, viel mehr sein.

Heute ist es anders: Ich kann ohne größere Schwierigkeiten aufhören, nachdem ich z.B. ein Eis gegessen habe.

Ich denke daher nicht, dass Zucker an sich süchtig macht.

Was ich schon glaube ist, dass die Art und Weise, wie wir uns ernähren, etwas mit unserem Gehirn macht. Genaueres darüber können Sie in diesem Buch nachlesen: Wie neugeboren durch modernes Ayurveda: Zum Abnehmen und Entgiften:

Das Buch wurde von einer Neurologin geschrieben, die auch ausgebildete Ayurveda Ärztin ist. Sie erklärt darin die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Gehirn- und Darmfunktion. Hierbei geht es nicht nur um Zucker, sondern vor allem um denaturierte Nahrung wie Fertigprodukte und Fastfood.

Ich glaube, dass mein Heißhunger auf Zucker sich verringerte, weil ich meine gesamte Ernährungs- und Lebensweise umstellte. Dazu erfahren Sie später mehr.

Zunächst schauen wir uns an, wann meiner Meinung nach der Verzicht auf Zucker nicht zu empfehlen ist.

Manchmal ist der Verzicht auf Zucker NICHT zu empfehlen

Süßwaren standen auf meiner Liste der verbotenen Lebensmittel viele Jahre lang ganz oben. Sobald ich ein Stückchen davon aß, löste das eine Lawine von Schuld- und Mangelgefühlen aus. Es war dann „eh schon alles egal“ und das  Bedürfnis nach „Mehr! Jetzt! Sofort!“ sprang hervor wie eine hungrige Raubkatze und konnte von mir nicht mehr reguliert werden.

Erst als ich begann mir Zucker zu erlauben, gierte ich nicht mehr danach.

In vielen Fällen kann es daher sinnvoll sein, zunächst daran zu arbeiten, den Zucker in das Leben zu integrieren, statt ihn kategorisch zu streichen. Und zwar, wenn …

  • Sie an einer Essstörung leiden.
  • Sie sich heute noch unendlich viel Zucker hineinschieben müssen, weil ja dann morgen der Zuckerverzicht beginnt.
  • ihr Denken in der Phase des Verzichts ausschließlich um das Thema Zucker kreist.
  • Sie die Stunden zählen, bis Sie endlich wieder Zucker essen dürfen.
  • Sie sehr dringend abnehmen wollen und den Zuckerverzicht als neue Idealdiät probieren.
  • Sie nach jedem geschafften Tag auf die Waage hüpfen und unendlich enttäuscht sind, wenn sich nichts bewegt hat und denken: „Das bringt ja alles nichts.“
  • Sie sich nach einer kleinen Portion Zucker Vorwürfe machen, es wieder wieder einmal nicht geschafft zu haben und sich dann Ihre üblichen Zuckermengen einverleiben nach dem Motto: „Jetzt ist es eh schon egal, ab morgen verzichte ich wieder.“
  • Sie es zwar schaffen, ein paar Tage auf Zucker zu verzichten und dann aber mit starken Essanfälle reagieren. Wenn sich dieses „Spielchen“ immer wieder wiederholt.
  • Sie abgekoppelt von Ihrem Körper leben und Ihre Bedürfnisse nicht spüren können.
  • Sie ihren physischen Hunger nicht von ihrem emotionalen Hunger unterscheiden können.

Vorsicht bei Essstörungen

Alle diese Punkte trafen auf mich zu. Für mich war es daher wichtig, zunächst andere „Hausaufgaben“ zu erledigen, bevor ich mich daran machen konnte, auf ein Lebensmittel zu verzichten.

Meine Erfahrung ist: Wer an einer Essstörung leidet, sollte nicht weiter am Symptom herumdoktern, also nicht noch weiter versuchen, die Ernährung zu optimieren.

Eine Essstörung zu haben bedeutet, dass die Seele weint. Dieser Mangel wird mit Essen, aber insbesondere mit Süßspeisen gestillt. Das Süße schafft es, was uns (noch) nicht gelingt: Es hilft uns, unsere nicht aushaltbaren Gefühle zu betäuben oder zu beruhigen.

Daher fällt der Verzicht auf Süßspeisen so schwer.  Es bring also wenig, das Pferd von hinten aufzuzäumen und den Zucker zu streichen.

Es geht vielmehr darum, den tieferen Mangel – den emotionalen Hunger – zu beheben, sodass die Süßigkeiten dafür nicht mehr missbraucht werden müssen. Und es geht darum zu lernen, unsere Gefühle anders als mit Essen zu regulieren.

Falls Sie an einer Essstörung leiden ist es daher wichtig, sich dieser zuzuwenden, statt sich schon wieder in Verzicht zu üben.

Die Phase der Vorbereitung

In den ersten Phase meiner Ernährungsumstellung ging es noch nicht um Zuckerverzicht, diese war damals noch in weiter Ferne. Es ging zunächst darum, zu einem ausgeglichenen Essverhalten zu finden, sodass mein Blutzuckerspiegel nicht mehr schwankte. Damit ersparte ich mir so manchen Heißhungeranfall.

Essen von allem, das ich mir jahrelang verbot

Jahrelang betrog ich mich.

Ich verzichtete „brav“ auf alle Süßspeisen. Doch das hielt ich durchschnittlich drei Tage durch, allerhöchstens zehn. Dann schob ich mir Süßes in großen Mengen hinein, um am nächsten Tag voll mit schlechtem Gewissen und Versagensgefühlen abermals mit meiner Zucker-Diät zu beginnen.

Dieses „Spielchen“ ging über viele Jahre.

Irgendwann musste ich mir eingestehen, dass der Verzicht auf Zucker nicht dauerhaft gelang, egal mit wieviel Disziplin ich es versuchte.

Daher löste ich zunächst die Verbote auf.

Für mich bedeutete das, eine Zeit lang all das zu essen, was ich mir verbot. Schokolade in jeglicher Form. Bis ich irgendwann gesättigt war.

Ja, ich nahm davon zu, aber ich konnte nicht mehr ständig verzichten. Ich war so unendlich müde.

Stattdessen wollte ich lernen, meinem Körper zu geben, was er brauchte. Und er sollte sich dann sein Gewicht aussuchen dürfen.

Was ich schon tat war mich zu bemühen, das Süße möglichst achtsam zu essen und auf Hunger und Sättigung zu achten.

Emotionalen Hunger kennenlernen

Außerdem war es notwendig, meinen emotionalen Hunger genau kennenzulernen, um ihm zu geben, was er wirklich brauchte.

Zucker war es langfristig gesehen nicht.

Es war wichtig zu lernen, das Essen bzw. den Zucker nicht mehr für meinen seelischen Mangel zu missbrauchen. Ich musste üben meine Gefühle zu spüren, statt sie zu betäuben.

Es war ein Wagnis, mich darauf einzulassen, da ich ja nicht wissen konnte, was dabei herauskommen würde. Die genaue Geschichte dazu können Sie in meinem Buch „Essanfälle adé“ nachlesen.

Regelmäßig essen

In der Folge war es für mich wichtig zu lernen, regelmäßig zu essen, damit mein Blutzuckerspiegel stabil blieb. Dadurch ersparte ich mir so manchen Süßigkeiten-Exzess.

Zucker statt Süßstoffe

Wichtig für mich in dieser ersten Phase war es für mich außerdem, Süßstoffe aus meinem Leben zu streichen.

Viele Jahre bildete ich mir ein, dass mich mit Süßstoff gesüßte Dinge TOTAL befriedigten. Damit log ich mich selbst lange Zeit an. Denn bei meinen Essanfällen aß ich immer „echte“ Zuckersachen, niemals mit Süßstoff gesüßte Dinge .

Ich wollte mich nicht mehr betrügen. Es brachte sowieso nichts.

Wenn mein Körper nach süß verlangte, so sollte er es bekommen.

Mit diesem Entschluss ging es Hand in Hand, meinen Cola-Konsum zu beenden. Details dazu finden Sie in folgendem Blogartikel: Cola Sucht loswerden – meine persönlichen Erfahrungen.

Wie fühlt sich Essstörung an

Obst-Orgien beenden

Für mich war Obst immer als „gesund“ abgespeichert. Also ernährte mich daher oft tagelang nur von Obst um meine Essanfälle auszugleichen. Als Süßigkeiten-Ersatz trank ich Smoothies, in die ich so viel Obst hineingab, wie ich selbst in esssüchtigen Zeiten nicht auf einmal gegessen hätte.

Auf meinem Weg aus der Essstörung war es wichtig für mich, auch meinen Obst Konsum zu normalisieren. Heute weiß ich, dass das gut war, denn zu viel Fruchtzucker auf einmal belastet die Leber extrem, sodass das Obst nicht verwertet werden kann.

Lernen, den Körper zu spüren

Ich lebte viele Jahre abgekoppelt von meinem Körper. Mein Kopf sagte mir, was ich essen sollte. Auf meinem Weg war es daher wichtig, wieder in Verbindung zu mir zu treten.

Da mein Abgekoppelt sein allerdings tiefere Gründe hatte, brauchte ich dafür professionelle Hilfe, zunächst Psychotherapie dann Körperarbeit.

Meinen Körper zu spüren half mir dabei, ihm zu geben, was er wirklich brauchte. Doch auch das war ein längerer Weg. Wenn man jahrelang von sich selbst abgekoppelt lebt, kann man nicht erwarten, dass man sich über Nacht wieder spüren kann.

Intuitives Essen kann nur funktionieren, wenn wir mit unserem Körper verbunden sind.

Die Phasen meines Zuckerentzugs

Ernährungsprotokoll

Wir sind nun angekommen im Jahre 2002. Ich war damals bereits zwei Jahre lang ohne Essanfälle.

Im Oktober begann ich mit meiner Ausbildung zur Shiatsupraktikerin. Im Zuge des Unterrichts lernte ich erstmals die TCM, die traditionelle chinesische Medizin und damit die 5-Elemente Ernährung kennen.

Einer der Lehrer zählte einige Symptome auf, die ein übermäßiger Zuckerkonsum mit sich bringen konnte. Vieles davon kannte ich nur zu gut, insbesondere:

  • große Müdigkeit am Nachmittag
  • großes Schlafbedürfnis
  • Trägheit
  • oft verkühlt mit rinnender Nase und schleimigen Husten

Konnte es sein, dass ich doch wieder an meiner Ernährung schrauben musste, um mich besser zu fühlen im Leben? Brauchte mein Körper vielleicht doch andere Dinge, als er verlangte? War ich mit meinem Körper immer noch nicht gut genug verbunden, sodass ich intuitiv essen konnte? War es für meine Gesundheit nicht genug, keine Essanfälle mehr zu haben?

Im Zuge meiner Shiatsu-Ausbildung führte ich 14 Tage lang ein Ernährungsprotokoll, das ich immer noch habe. Ich bin ziemlich erstaunt, wie anders meine Ernährung damals war.

Ich aß überwiegend ungekochte Dinge, vor allem Laugengebäck von einer Bäckerei-Kette, jeden Tag mehrmals Süßspeisen, Keks oder Schokolade, Tiefkühlgemüse, Spaghetti mit Fertigsugo, Packerlsuppe und jeden Tag einen Apfel.

Wenn ich heute auf dieses Ernährungstagebuch blicke kann ich feststellen:

  • Es gab keine Verbote, es gab Schokolade wann immer ich danach verlangte.
  • Mein Essen wurde nicht mehr in „gesund“ und „ungesund“ kategorisiert.
  • Ich aß regelmäßig, was für mich extrem wichtig war.
  • Aus heutiger Sicht aß ich allerdings viel zu oft zwischendurch.
  • Auch aß ich viel zu oft unterwegs, statt mich in Ruhe hinzusetzen.
  • Ich aß oft noch ziemlich spät.
  • Meine Ernährung war extrem einseitig, was mir damals aber noch nicht bewusst war.

Mein erster Zuckerentzug

Es folgte mein erster Zuckerentzug. Ich nahm mir 3 Monate vor. Aus heutiger Sicht ein bisschen verrückt, denn ich entschloss ich mich ausgerechnet Anfang Dezember dazu , also Zuckerverzicht über Weihnachten. Aber die Zeit war reif.

Für mich als Ex-Esssüchtige war es wichtig, Ausnahmen von der Regel zu erlauben, ich gönnte mir also – wenn ich wollte – täglich ein kleines Fruchtjoghurt und einen Teelöffel Zucker in meinem Kaffee.

Die ersten Tage waren hart. Damals hatte ich Ausbildungswochenende. Es war gut in dieser Phase nicht alleine zu sein und darüber reden (oder besser raunzen) zu können. Ich hing ziemlich in den Seilen. Ich war extrem schlapp und hatte Kopfweh.

Dennoch blieb ich dabei. Damals war meine Selbstkommunikation noch nicht so liebevoll wie sie heute ist. Ich glaube heute, dass ich ziemlich streng an meinem Plan festhielt und meine Widerstände ignorierte. Ich wollte wissen wie es ist, mit weniger Zucker, eine Art Selbstversuch.

Im März 2003 wurde ich dann sehr krank, eine richtige Grippe. Ich lag zwei Wochen im Bett. Danach hatte ich ein paar Kilo weniger, die ich nie wieder zu nahm.

Nach den drei Monaten war ich gefordert zu überlegen, wie ich weiter machen wollte. Zucker für immer wegzulassen und mich damit von vielen Leckereien abzuschneiden, war für mich keine Option.

Folgende Dinge änderte ich nach meinem ersten Zuckerentzug:

Versteckten Zucker aufspüren

Unglaublich, wo überall Zucker drinnen sein kann, sogar in nicht süßen Produkten wie Weißbrot oder Chips. Wenn schon Zucker, dann wollte ich ihn wenigstens bewusst konsumieren. Also begann ich damit, das Kleingedruckte auf allen Verpackungen zu lesen.

Im Zuge dessen beschäftigte ich mich damit, welche Zusatzstoffe in industriell hergestellten Produkten enthalten waren. Eine Menge! Mit der Zeit griff ich am liebsten zu Produkten, mit kurzer Zutatenliste oder eben zu frischen Sachen.

Raffinierten Zucker ersetzen durch wertigere Süßungsmittel

Ich begann bewusst auf Industrieprodukte zu verzichten. Beispielsweise zu Weihnachten, da sind Kekse überall. Ich aß nur noch die Handgemachten.

Wenn ich Schokolade wollte, dann nur noch eine in hoher Qualität, wie z.B. Zotter-Schokolade. Das Geld war es mir wert, zumal ich weniger Menge davon brauchte, was die höheren Kosten wiederum wett machte. Ich kaufte keinen paketierten Kuchen mehr, sondern nur noch handgemachte aus der Konditorei meines Vertrauens.

Ich entdeckte, dass es vor allem der weiße Zucker war, der mir nicht gut tat. Also stieg ich überwiegend auf natürlichere Varianten um. In meinem Fall war das zunächst Rohrohrzucker, später Ahornsirup, Dattelsüße und Honig.

Ich reduzierte die Menge an Kuchen, die ich in meiner Lieblings-Konditorei aß. Stattdessen backte ich bei Süßappetit öfters selbst und zwar mit hochwertigen Zutaten. Wichtig war, Rezepte zu finden, dir mir wirklich gut schmeckten und mich meine Geschmacksnerven befriedigten und sich gut anfühlten. Ich fand beispielsweise dieses Schokokuchenrezept oder dieser Bananenkuchen.

Wichtig ist, dass solche Kuchen wirklich schmecken und befriedigen. Sonst macht er keine Freude.

Bei allem sind mir die Wörter meistens und überwiegend sehr wichtig. Denn starre Regeln engen ein und machen keinen Spaß. Es geht schließlich um Genuss.

Süßungsmittel wie Stevia oder Xucker (Erythrit) stehe ich persönlich skeptisch gegenüber, weil es stark denaturierte Industrieprodukte sind.

Änderung von Gewohnheiten

In der Zeit meiner Genesung von der Essstörung war es wichtig, eine gut gefüllte Süßigkeiten-Lade zu Hause zu haben, um immer zugreifen zu können.

Nun wurde es wichtig, mich von genau dieser Süßigkeiten-Lade zu verabschieden. Es ging darum, die Gewohnheit vom ständig-zugreifen-können aufzugeben.

Verbote gab es nach wie vor keine, aber wenn ich Süßigkeiten wollte, so musste ich meine Wohnung verlassen und welche kaufen.

Ich wollte künftig zwischen dem Impuls „Süßigkeiten essen!“ und der Handlung des Essens ein bisschen Zeit haben, um mir meine wahren Bedürfnisse bewusst machen zu können.

Ich wollte nicht nur aus Gewohnheit oder Gefühlen wie Langeweile zugreifen, sondern nur dann, wenn ich wirklich das Bedürfnis nach Süßigkeiten hatte.

Auch andere Gewohnheiten hinterfragte ich. Was zum Beispiel steckte hinter meiner Gewohnheit, sofort nach der Arbeit in den Supermarkt zu gehen und eine Packung Kekse zu kaufen? War es immer nur der Appetit auf Süßigkeiten, oder steckte vielleicht doch etwas anderes dahinter wie das Bedürfnis herunterzukommen? Schmeckten mir die Keks wirklich?

Die nächsten Schritte

Nach dem Zuckerentzug führte ich wieder Zucker in mein Leben ein, aber die Menge war wesentlich geringer. Es gelang mir, meine Gewohnheit zu ändern. Es gab nun auch Tage, an denen ich keine Süßspeisen aß. Ich aß ein bisschen mehr Vollkorn, aber ansonsten blieb meine Ernährung immer noch recht einseitig.

Neues kennenlernen

Ich glaube heute, dass es eine der wesentlichsten Hilfen war, über eine Zeit lang mit gutem Essen versorgt zu werden und festzustellen: „Wow, frisch gekochtes Essen ist lecker und tut mir gut!“

Im Jahr 2003 hatte ich im Zuge meiner Ausbildung meine erste Selbsterfahrung: 10 Tage in einem Seminarhaus mitten im Nirgendwo. Zunächst 5 Tage Mediation, dann 5 Tage Unterricht. Wir wurden rundherum versorgt und bekamen 3x täglich frisch gekochtes Essen und oft ein herrliches Stück Kuchen, noch warm aus dem Ofen.

Diese Fürsorge tat mir auf vielen Ebenen gut. Ich entdeckte, wie gut frisch zubereitetes Gemüse schmecken konnte im Vergleich zu Tiefkühlgemüse. Damals lernte ich für mich damals so exotische Dinge kennen wie Hirsebällchen (aus heutiger Sicht finde ich das sehr lustig … aber ich kannte bis dahin wirklich noch keine Hirse) und war  erstaunt, wir gut mir Linsen schmeckten. Ich stellte fest, dass frische Kuchen wesentlich besser schmeckten als die abgepackten vom Supermarkt, die ich damals noch aß.

Ich absolvierte in den folgenden 2 Jahren noch vier ähnliche Selbsterfahrungszeiten mit Vollversorgung. Im Laufe der Zeit veränderte sich dadurch mein Geschmack. Ich erinnere mich, dass ich in einem Sommer-Urlaub 2005 das Tiefkühl-Gemüse aus den Großküchen nicht mehr essen wollte, es schmeckte mir nicht mehr.

5-Elemente Ernährungsberatung

Ich konsultierte eine 5-Elemente Ernährungsberaterin und bekam von ihr eine auf meine Konstitution abgestimmte Ernährungsempfehlung.

Der große Unterschied zur Sucht:

Die Liste, die ich bekam, verstand ich als eine Empfehlung. Ich versuchte erst gar nicht, alle Punkte akribisch zu befolgen und alles sofort umzustellen. Ich fing an zu experimentieren, zu erforschen.

Nach all den Jahren der Kasteiung funktionierten keine Verbote mehr. Sobald ich es auch nur versuchte, reagierte ich sofort mit einer Trotzaktion. (Kuchen! Kuchen! Noch mehr Kuchen!!) Also war ich wohl noch nicht so weit, mir etwas wegzunehmen, daher begann ich, Dinge hinzuzufügen.

Zur 5 Elemente Ernährung gibt es zahlreiche Informationen im Internet. Ich finde ich die Artikel von Katharina Ziegelbauer sehr kompetent, sie hat übrigens auch zahlreiche interessante Videos auf YouTube gestellt. Hier zwei ihrer Artikel:

Die 8 größten Ernährungsfehler nach TCM und wie sie deiner Gesundheit schaden

Zucker, ein Energieräuber! Wie Zucker nach TCM wirkt und welche süßen Alternativen empfehlenswert sind

Erdelement stärken

Vollwertige Kohlehydrate in den Alltag integrieren

Ich aß damals immer noch viel zu viel ungekochte Speisen, v.a. Brot, was mein Körper mit Blähungen quittierte, außerdem war mir oft sehr kalt. Mein Zuckerkonsum war wieder angewachsen, aber immerhin aß ich nicht mehr täglich Süßspeisen.

Meine Beraterin empfahl mir daher, das sogenannte Erdelement zu stärken und damit meinen Milz-Qi-Mangel zu beheben. Sie stellte mir in Aussicht, dass dies direkte Auswirkungen auf meine Süßgelüste haben würde.

Ich erfuhr, dass einige Gemüsesorten und Zubereitungsweisen das Erdelement besonders stärkten, beispielsweise Kürbis und lang gekochte Eintöpfe. Insbesondere empfahl sie mir, jeden Morgen mit einem Getreidebrei zu starten.

Meine wesentlichsten Änderungen waren also:

  • Mich an den Getreidebrei am Morgen zu gewöhnen. Das war zu Beginn nicht leicht für mich, da ich Brot gewohnt war.
  • Eine Getreidemühle anzuschaffen.
  • Kennenlernen von Kochmethoden und Speisen, die laut TCM die Wirkung „süß“ haben, beispielsweise Kürbiseintopf.
  • überwiegend gekochte Speisen essen
  • weniger Brot und Teigwaren essen.
  • keine tiefgekühlten Produkte mehr, v.a. kein tiefgekühltes Gemüse
  • keine Mikrowelle
  • da ich Popcorn liebe: Statt Mikrowellenpopcorn frisch gemachtes essen
  • denaturierte Lebensmittel reduzieren

Wichtig war für mich, dass ich nicht versuchte mir etwas kategorisch wegzunehmen. Stattdessen fügte ich meinem Speisenrepertoire viel Köstliches hinzu.

Wir können nur intituiv nur nach dem verlangen, was wir auch kennen. Daher war es für mich wichtig, neues eine Zeit lang auszuprobieren.

Außerdem war es wesentlich, nicht sofort Auswirkungen zu erwarten, sondern meinem Körper und meinen Gewohnheiten Zeit zur Umstellung zu geben.

Entstressen

Mit der Zeit wurde mir bewusst, dass ich mein Erdelement nicht nur durch die Nahrung stärken konnte. Alles, was mit Natur zu tun hatte, war ebenfalls gut für mich.

Ich begann regelmäßig in den Wald zu gehen und öfters Barfuß den Boden zu spüren. Außerdem backte ich öfters und genoss das Kneten vom Teig.

Mein Erdelement wurde auch durch die Körperarbeit gestärkt, die ich mir damals alle 14 Tage gönnte.

Außerdem war es notwendig meinen Stress zu reduzieren, vor allem jenen Stress, den ich mir selbst machte.

Genießen ohne Ablenkung lernen

Wie oft stopfen wir uns Süßes nebenbei hinein, ohne es wirklich zu schmecken? Für meinen Weg war es wichtig zu lernen, Genussmittel wirklich zu genießen. Sehr bewusst daran zu riechen, auf der Zunge zergehen lassen, schmecken. Ohne Ablenkung. Fast wie eine Meditation.

Früher war ich innerlich sehr unruhig, sodass mir solcherlei Genuss schwer fiel. Je mehr ich meine innere Ruhe fand, desto einfacher wurde das für mich.

Drei Jahre Umstellung

Diese Umstellungsphase dauerte ca. 3 Jahre, also bis 2005.

Es veränderte sich einiges in meinem Leben: Ich wurde innerlich ruhiger und außerdem verabschiedeten sich meine schmerzhaften Blähungen und mein starkes Kältegefühl.

Im Jahr 2007 machte ich dann selbst die Ausbildung zur 5-Elemente Beraterin und im Zuge dessen experimentierte ich viel in der Küche. 2010 lernte ich dann die Ayurvedische Küche kennen und lieben.

In der Zwischenzeit hatte ich mich an das morgendliche Porridge gewöhnt, sodass ich es nicht mehr missen wollte.

Ich hatte gelernt selbst zu kochen und entdeckte meine Vorliebe für Gemüse. Auf Fertigprodukte und Tiefkühlkost verzichtete ich, was mir aufgrund der guten Alternativen nicht schwer fiel. Das Getreide wechselte ich regelmäßig ab und führte auch Linsen in meinen Speiseplan ein.

Mein Heißhunger nach Süßspeisen war deutlich zurück gegangen.

Fast 10 Jahre später

Nun sind wir im Jahr 2014  angelangt.

Viele Dinge, die ich 10 Jahre zuvor mit Vorliebe aß, schmeckten mir nicht mehr: Joghurtdrinks, Billigschokolade, aufgebackene Teigprodukte vom Bäckerei-Ketten.

Mein Heißhunger auf Süßigkeiten war deutlich geringer, dennoch gab es fast keinen Tag, an dem ich nicht naschte. Kuchen aß ich nach wie vor gerne, allerdings nur noch in bester Qualität.

Mein  zweiter Zuckerentzug

2014 war ich 14 Tage auf Reisen in Irland und konsumierte Zucker im Übermaß, meistens in Form von Keksen, einfach weil das auf Reisen eines jener Nahrungsmittel ist, die man am einfachsten bekommt.

Danach verzichtete ich eine Woche freiwillig auf Zucker und auf sämtliche Süßungsmittel.

Da ich mittlerweile in der Selbstliebe angekommen war, machte ich keine strikten Pläne mehr. Ich entschied jede Woche von neuem: Ja, eine Woche würde mir noch gut tun. Schließlich wurden daraus zwei Monate.

Folgendes half mir durch die zuckerfreie Zeit:

Zuckerersatz bei Süßgelüsten

Für mich war es wichtig, etwas zu finden, dass ich als Genussmittel genießen konnte, damit ich nicht das Gefühl bekam, verzichten zu müssen.

Mir half z.B. Reismilch, gemixt mit Banane, ein paar Datteln und purem Kakao. Mir ist schon klar, dass dies auch Formen des Zuckers enthielt, aber mir ging es vor allem um den raffinierten, weißen Zucker, auf den ich verzichten wollte. Denn dieser tat mir nicht gut, das konnte ich mittlerweile spüren.

Bei solchem Ersatz ist es wichtig, essstörungsfrei zu sein. Denn bevor Sie packungsweise Datteln in sich hineinstopfen ist es dann doch vernünftiger, ein Stück Kuchen zu essen.

Alles kosten, aber nur einen Teelöffel voll

Wenn ich am Tisch esse und alle essen Kuchen nur ich nicht, dann fühle ich mich arm, selbst wenn es meine bewusste Entscheidung ist. Also beschloss ich, den Kuchen zu kosten, genau einen Teelöffel voll. Den langsam und vollem Genuss essen, meisten brauchte ich dafür so lange wie die anderen für das ganze Stück. Dadurch hatte ich den vollen Geschmack aber nur wenig vom Zucker.

Auch hier wird deutlich, wieso es wichtig ist, frei von der Essstörung zu sein. Denn wenn man an einer Essstörung leidet, ist der Vorschlag „Iss nur einen Teelöffel voll“ ein Witz.

Hochwertigkeit von Kaffee kennenlernen

Ich lernte, dass wirklich guter Kaffee keinen Zucker braucht. Was wirklich guter Kaffee ist, lesen Sie hier, bei einem der besten Kaffeeröster in Wien: Die Top3-Gründe, warum Kaffee in Kafeehäusern nicht schmeckt. 

Außerdem hilfreich

Hilfreich fand ich das erste Buch von Allen Carr: Endlich Nichtraucher*, das Wort „Zigaretten“ ersetzte ich einfach durch „Zucker“. Die Bücher von Allen Carr zum Thema Essen fand ich übrigens nicht hilfreich, da sie meiner Meinung nach bei Esssucht nicht anwendbar sind, da das Thema viel zu komplex ist.

Zucker wieder ins Leben integrieren

Während des Zuckerentzugs war mir bereits bewusst, dass ich Zucker wieder in mein Leben integrieren werde. Denn mein Leben lang immer auf alles Süße zu verzichen oder nur an einem Teelöffel voll herumnuckel … das konnte es doch nicht sein, oder?

Was ich wollte war, nicht mehr abhängig zu sein, also nicht mehr täglich meine Dosis Zucker zu brauchen.

Was nährt meine Seele (außer Süßspeisen)

Es war eine weitere Runde an Selbstehrlichkeit gefragt. Es wurde Zeit, mir wieder ein paar Fragen zu stellen und meine automatisierten Gewohnheiten zu überprüfen:

  • Aß ich Süßspeisen weil ich sie wirklich wollte oder weil ich mir irgendetwas Unangenehmes in meinem Leben versüßen oder betäuben wollte?
  • Musste ich wirklich nach jedem Essen aus Gewohnheit ein paar Rippen Schokolade essen, weil „süß“ dann noch summte oder reichte nicht auch nur ein Stück davon?
  • Waren die Mengen an Schokolade, die ich aß immer noch angemessen?
  • Aß ich Schokolade bewusst oder mit Ablenkung?

Liebevoll nein sagen lernen

Es war also wieder Zeit, öfters „nein“ zu sagen. Bei jedem „nein“ meldete sich sogleich mein sich am Boden wälzendes schreiendes inneres Kind (das ich im Buch „Essanfälle adé“ vorstellte). Ich nahm mein inneres Kind in Liebe an und stand ihm in dieser Phase bei. Liebevoll, aber dennoch bestimmt.

Es ging also auch um eine gewisse Reglementierung. Noch mehr darüber können Sie in diesem Blogartikel nachlesen: Intuitiv essen: Ist Übergewicht abnehmen damit möglich?

Zucker als Genuss und auch ein bisschen als Seelentröster – aber nicht mehr als Lebensretter

Der liebe Zucker muss für vieles herhalten: Er tröstet bei Einsamkeit, versüßt Frusterlebnisse, vertreibt Langeweile, motiviert bei langweiliger Büroarbeit, hält wach wenn man sich noch konzentrieren sollte, beruhigt wenn man hibbelig ist und so weiter.

Sich mit Zuckerspeisen Gutes zu gönnen ist natürlich nichts Schlimmes, ganz im Gegenteil: Echter Genuss ist etwas herrliches. Genussmittel gehören genossen, wie schon der Name sagt 🙂

Wichtig ist, dass die Balance stimmt. Wenn die meisten Gefühle mit Zucker beruhigt werden, kann das weder für den Körper noch für die Seele gut sein.

Auch wenn die Zuckerspeisen nebenbei hineingeschoben werden, ohne sie wirklich zu schmecken, hat das weniger mit echtem Genuss zu tun sondern mehr mit einer Ersatzbefriedigung.

Für mich waren es neben all den physiologischen Aspekten vor allem diese emotionalen Aspekte die für mich wichtig waren, um meinen Zuckerkonsum langfristig reduzieren zu können. Hier ein paar Fragen, die dabei helfen könnten:

  • Wie kann ich mich trösten, wenn ich einsam bin?
  • Wie kann ich frustrierende Erlebnisse regulieren?
  • Hat die Langeweile in meinem Leben damit zu tun, dass ich keinen Sinn in meinem Leben finde?
  • Oder muss jede Tätigkeit voll Zielgerichtet sein und daher bin ich rasch gelangweilt, wenn es mal ruhiger ist?
  • Wie wäre es für mich, einfach nichts zu tun?
  • Wie kann ich langweilige Arbeit anders regulieren? (dazu ein paar Ideen in diesem Blogartikel Ein Leben ohne Essstörung – wie ist das?
  • Wenn ich mich ständig mit Zucker wach halten muss – woher kommt eigentlich meine tiefe Müdigkeit?
  • Wenn ich mich innerlich hibbelig fühle: Welche anderen Möglichkeiten gibt es um diesen Zustand zu ändern? (ein guter Tipp hierfür ist die Körperabeit)

Neben all den erwähnten Ernährungsumstellungen waren diese Arbeit auf der emotionalen Ebene für mich sehr wichtig.

Pancha Karma Kur

Last but not least: Im November 2016 machte ich meine erste 14-tägige Pancha Karma Kur. Das ist eine ayurvedische Entgiftungskur. Man wird 14 Tage mit besten Essen versorgt und bekommt ayurvedische Massagen, Kräutern und Einläufen. Danach hat sich mein Appetit auf zuckersüße Dinge nochmal deutlich verringert und mein Gesamtgesundheitszustand weiter verbessert.

Was mir an der Kur gefallen hat ist, dass man nicht fasten muss, denn nach meiner Essstörungs-Geschichte ist das etwas, was ich nicht mehr kann und möchte.

Nach der Kur war ich innerlich wesentlich ruhiger und blieb es auch danach. Das war herrlich.

Im Dezember 2018 folgt die nächste, diesmal direkt in Kerala. Ich glaube, dass ein gesunder Darm eine der wichtigsten Komponenten für die Gesundheit ist.

Wieviel Zucker esse ich heute?

Ich esse durchschnittlich 1x pro Woche eine Süßspeise, manchmal auch 2 oder 3x, manchmal auch kein Mal.

Ich genieße z.B. gerne ein Eis oder einen Kuchen von der Konditorei meines Vertrauens. Jede Süßspeise esse ich sehr bewusst. Immer im Sitzen und ohne Ablenkung.

Da ich mich nach wie vor nicht von Schokolade trennen möchte, bin ich im Alltag auf die Zotter 100 % Schokolade umgestiegen, davon nasche ich fast täglich. Gerne mag ich auch die 70/30  und die 80/20 Schokolade von Zotter.
Ich habe das Gefühl, dass mein Körper  gut auf diese Schokolade reagiert. Gerne genieße ich sie als Teil meiner Mahlzeit, dh. ich esse genau so viel, sodass noch genügend Platz im Magen für die Schoko ist.

Für mich ist es gut, die Schokolade als Teil der Mahlzeit zu essen. Dadurch gebe ich meinen Magen die Gelegenheit in Ruhe zu verdauen, statt ihn ständig mit neuem Input zu fordern. 

Ich süße überwiegend mit Trockenfrüchten oder Alternativen wie z.B. Reissüße oder Honig: 

In meinem Morgen-Porridge sind immer Trockenfrüchte drinnen.

Wenn mir nach Süß ist, backe ich Kuchen, z.B. meinen Lieblingsschoko-Kuchen. Ich mag auch sehr gerne selbstgemachten Apfelstrudel (den süße ich mit Rosinen) oder Apfelkuchen (da süße ich mit Dattelsüße).

Schokokuchen ohne Zucker

Das Süße esse ich dann z.B. als Abendessen. Wenn mir nach Kuchen ist, dann brauche ich nichts anderes um satt zu werden 🙂 

Ich backe jedoch immer nur die Hälfte des ganzen Kuchenrezepts. Dafür habe ich eine kleine Backform, das ist genau die richtige Menge für mich und meinen Partner. Dies gibt mir das Gefühl der Fülle, einen ganzen Kuchen zu haben. 

Würde ich mit großer Kuchenform backen, hätte ich Stress den Kuchen portionieren zu müssen. Denn aus Erfahrung weiß ich, dass mir die Menge zu viel wäre. Diesen Stress mag ich mir nicht mehr nach Hause einladen. 

Wenn ich noch „etwas“ nach dem Essen brauche, liebe ich pure Lakritz von Amarelli.

Auf Reisen oder auf Ausbildungswochen kann es vorkommen, dass ich täglich Kuchen esse. Das hilft mir, mich zu erden und tut mir gut. Meistens ist es so, dass ich danach einige Zeit freiwillig auf Süßspeisen verzichte, weil ich keinen mehr Appetit darauf habe. Es reguliert sich also mittlerweile fast von selbst.

Was heute anders ist als zur Zeit der Essstörung

  • Ich muss das nicht machen, ich möchte.
  • Meine Entscheidungen beruhen nicht mehr auf Angst. Früher war viel davon da, beispielsweise die Angst ungesund zu leben, die Angst zuzunehmen, die Angst was andere über mein Essverhalten urteilen könnten. Heute wähle ich meinen Ernährungsstil, weil er mir Freude macht und mir gut tut.
  • Ich bin mit meinem Körper verbunden. Er ist es, der die Entscheidungen trifft. Mein Kopf ist es, der ihn dabei  unterstützt. In der Essstörungs-Zeit lief es genau umgekehrt, da hat mein Kopf entschieden und meinen Körper konnte ich nicht spüren.
  • Ich zähle nicht mehr die Stunden, bis ich endlich wieder eine Süßspeise essen darf.
  • Ich zelebriere nicht die Tage, an denen ich es „ohne“ geschafft habe.
  • Es gibt keine fixen Tage, an denen ich darf. Ich darf immer, wenn ich wirklich möchte. Allerdings möchte ich nicht mehr immer, da ich mittlerweile mit meinem Körper verbunden bin und spüren kann, dass mir zu viel Zucker nicht gut tut.
  • Ich fühle mich nicht betrogen, weil ich eine 100% Zotter Schokolade esse, statt Milchschokolade
  • Wenn ich Süßes esse, kippe ich nicht in einen Essanfall.
  • Mir reichen meistens kleine Mengen, also 1 Kugel Eis oder ein mit meinem Partner geteiltes Stück Kuchen.
  • Wenn ich doch mal mehr Zuckerspeisen esse, habe ich kein schlechtes Gewissen.
  • Esse ich zu viel Zuckerspeisen, spüre ich sofort, dass mir das nicht gut tut, das meldet mir mein Körper, nicht mein Kopf.
  • Esse ich einen Kuchen habe ich danach weder schlechtes Gewissen noch Panik nie wieder aufhören zu können.
  • Stress und Zuckerkonsum sind nicht mehr miteinander verbunden: Ich schiebe mir nicht mehr nebenbei Schokolade, Kuchen etc. hinein, sondern genieße sehr bewusst.
  • Ich merke deutlich, wenn ich eine Süßspeise nicht mehr genießen kann: Entweder weil sie mir nicht schmeckt, ich genug habe oder sie im Moment nicht wirklich möchte sondern meine Seele in Wahrheit nach etwas anderem verlangt. Dann höre ich auf damit weil ich weiß, dass sie mir nun nicht mehr gut tun. Um ehrlich zu sein, muss ich mir in solchen Momenten manchmal schon auch gut zureden und mich liebevoll ablenken. Aber dieser relativ geringe Aufwand lohnt sich für mein körperliches Wohlgefühl.

und überhaupt …

… das ganze Thema verlor für mich an Wichtigkeit. Ich habe die für mich richtige Balance gefunden und muss nicht mehr viel Energie aufwenden, um darüber nachzudenken.

Was brachte der Verzicht auf Zucker?

Ich weiß erst, was es bringt auf Zucker zu verzichten, seit ich es tue. Denn nun kann ich die Veränderung spüren. Zuvor war ich ja mitten in meinem normalen Leben und hätte vieles nicht mit meiner Ernährung in Verbindung gebracht.

Ich möchte allerdings betonen, dass ich die folgenden Veränderungen nicht ausschließlich den verminderten Zuckerkonsum zuschreibe. Das Leben besteht aus so viel mehr als nur der Ernährung.

  • Mein Geschmack veränderte sich. So manche Billigschokolade schmeckt mir nicht mehr, abgepackten Kuchen kann ich nicht mehr essen. Vieles ist mir zu süß oder nicht frisch genug, sodass ich so manchen Kuchen freiwillig stehen lasse (oder ihn erst gar nicht bestelle).
  • Ich empfinde keine bleierne Müdigkeit mehr am Nachmittag.
    (Das liegt aber bestimmt auch daran, dass ich aufgrund der Trauma-Arbeit die im Zuge der Rosen-Methode mache, viele innere Spannungszustände loslassen konnte. )
  • Mein Schlafbedürfnis nahm ab. Ich konnte früher locker 12 Stunden am Stück schlafen, heute brauche ich nur noch 9,5. Das klingt für viele immer noch viel, aber im Vergleich zu 12 Stunden für mich eine echte Verbesserung.
    (Das liegt aber bestimmt auch daran, dass ich weniger vor dem Leben flüchten muss, als es früher der Fall war. )
  • Mein Gewebe ist straffer, ich bin weniger „aufgeschwemmt“.
    (Aber vermutlich liegt das vor allem daran, dass ich bin ich keine großen Gewichtsschwankungen mehr habe und keine Essanfälle. Außerdem bin ich deutlich weniger kritisch mit mir.)
  • Ich war 2014 bereits schlank, dennoch verlor ich danach noch ein paar Kilos.
    (Dazu möchte ich sagen, dass Gewicht keine Rolle mehr für mich spielt, sondern das Wohlfühlen in meinen Körper.
    Ich weiß wie es sich anfühlt, so vollgestopft zu sein, dass man sich nicht mehr die Schuhbänder binden kann, ohne dass einem das Essen wieder hochkommt. Das fühlt sich nicht wohl an.
    Aber ob ich ein paar Kilo mehr oder weniger habe, ist mir mittlerweile egal, das überlasse ich voll und ganz meinem Körper. Das Gewicht, das ich heute habe, also 2020, ergibt sich daraus, dass ich nochmal weniger emotional esse. Ich fühle mich wohl in meinem Leben. Deshalb wurden für mich Genussmittel überwiegend wieder zu dem, wofür sie da sind, nämlich für meinen Genuss, für meine Freude und nicht um meine Gefühle zu besänftigen. )
  • Ich bin deutlich weniger oft verkühlt als früher.
    (Das liegt bestimmt auch an meiner gesamten Ernährungsumstellung und dass ich heute ein ausgewogenes Leben führe als früher.)
  • Und ich hoffe, dass es auch Auswirkungen auf meine Zähne hat.
    (Ich hatte lange Jahre keine neuen Plomben mehr, Update Sep 2020: Nun ereilte mich dann doch meine erste Wurzelbehandlung. )

Letztens musste ich an einer Supermarkt-Kassa warten. Dort standen sie, all die Dinge, die mich damals magisch anzogen: Trüffelkugeln, Schokotaler, Kekse. Diese Dinge schmecken mir alle nicht mehr. Die Kakoqualität dieser Produkte ist minderwertig, der Zuckergehalt viel zu hoch für mich. Es verlangt mir keine Mühe mehr ab darauf zu verzichten. Ich will sie freiwillig nicht mehr.

Aber das war, wie Sie nun wissen, ein langer Weg. Doch dieser Weg war genussvoll, weil er mich mehr und mehr zu mir und meinen wahren Bedürfnissen führte.