Wenn man vom Nicht-spüren betroffen ist,
kann man sich ganz schön bescheuert vorkommen:

Vor allem wenn wir nicht mal mehr
die vermeintlich natürlichsten Gefühle der Welt,
Hunger und Sättigung,
wahrnehmen können.

Dabei meint es das Nicht-spüren keineswegs böse mit uns.
Es ist ein Schutzmechanismus,
der einmal sehr wichtig für uns war.

In diesem Artikel erkläre ich dir ein paar Zusammenhänge
und gebe dir einige Impulse mit für deinen Weg in die
Welt des Spürens.

Die Umarmung spüren.
Die Umarmung spüren.

Wie fühlt sich das „nicht Spüren“ eigentlich an?

Wenn du meinst das Spüren verlernt zu haben, heißt das noch lange nicht, dass du gar nichts mehr wahrnimmt.

Es kann heißen, dass …

  • du dich von dir selbst abgekoppelt fühlst.
  • der Zugang zu deiner inneren Intuition fehlt.
  • du irgendwie neben dir stehst.
  • man sich irgendwie dumpf, taub, in Watte gepackt oder abgekoppelt vom Leben fühlt
  • zu viele Gedanken in deinem Kopf rotieren.
  • man das Gefühl hat, dass der Kopf vom restlichen Körper abgetrennt ist.
  • du nicht mehr weiß, was dir eigentlich gut tut.
  • man seine Grenzen nicht kennt und damit nicht wahren kann.
  • du deine Bedürfnisse nicht spüren kannst.
  • du von eigenen Emotionen überschwemmt wirst und dich nicht regulieren kannst.
  • du kein Gefühl hast dafür, was und wieviel du essen sollst.
  • man den eigenen Körper vor allem dann bemerkt, wenn er schmerzt.
  • du dich schwer tust Entscheidungen zu treffen.
  • wenn du scheinbar immer die falschen Entscheidungen für dein Leben triffst.
  • du sehr große oder dramatische Ereignisse brauchst, um dich spüren zu können.
  • du stille Freude nicht mehr wahrnehmen kannst.
  • du das allgemeine Gefühl hast, dass in deinem Leben etwas nicht stimmt.
  • du unglücklich bist und nicht weißt warum.
  • du dich betäubst z.B. mit essen / trinken / Smartphone / Sport.

Wie du siehst, hat das Nicht-spüren also viele Facetten, daher hier ein paar Fragen für deine Selbsterforschung:

  • Was hat dich dazu veranlasst, diesen Blogartikel zu googeln?
  • Wie nimmst du in deinem Alltag wahr, dass du dich nicht spüren kannst?
  • Was kannst du gut spüren?
  • Welche Träume und Wünsche verbindest du mit „sich spüren können“?

Abgekoppelt vom eigenen Körper

Wenn du von deinen Gefühlen abgekoppelt lebst, ist meistens dein Kopf der Hauptentscheidungsträger.

Der Kopf bestimmt

  • wie du dich zu fühlen hast
  • wen du zu mögen hast,
  • wer du zu sein hast und
  • wie dein dein Leben auszusehen hat.

Das kann zu einem stark kontrollierten Tagesablauf führen, in dem Gefühle bzw. Befindlichkeiten keinen Raum bekommen.

Dein innerer Dialog könnte wie folgt ablaufen:

»Du fühlst dich müde? Das ist unmöglich, du hast heute noch nicht wirklich viel geleistet! Stell dich nicht so an, es gibt genug zu erledigen!«

Wenn die Gefühle bzw. Befindlichkeiten nicht direkt gehört werden, müssen sie sich einen anderen, einen indirekten Weg bahnen.

Das ist, was uns letztendlich unglücklich fühlen lässt und mit vielen Fragen zurücklässt:

  • Wieso fühlen sich meine perfekten Pläne nicht perfekt an?
  • Wieso kann ich meine schön geplanten Pläne nicht einhalten?
  • Wieso hadere ich mit getroffenen Entscheidungen?

Für mich war beispielsweise das Überessen mein Vehikel, das mir ermöglichte, zu tun, wonach mir in meinem Innersten wirklich zumute war:

Die Kontrolle zu durchbrechen, nicht funktionieren zu müssen, nicht wissen zu müssen, wo es langging, und im Schlaf, der meist auf die Essanfälle folgte, alles zu vergessen.

Mehr darüber kannst du in meinem Buch „Essanfälle adé“ erfahren.

Warum kann ich mich nicht spüren?

Welchen Sinn könnte es haben, dass du keinen direkten Zugang zu deinen Gefühlen hast?

Wenn du dich nicht spüren kannst, war bzw. ist das meistens ein guter Schutz vor seelischer oder auch körperlicher Verletzung.

  • Vielleicht war bzw. ist sicherer für dich, dich nicht oder nicht so genau zu spüren.
  • Vielleicht war es besser für dich deine Gefühle zu unterdrücken, weil du sowieso nichts an deiner Situation hättest ändern können.

Dein Kopf hat dann mehr und mehr die Richtung vorgegeben.

Es gibt viele Beispiele für solcherlei frühen seelischen Verletzungen:

  • Kalte Kindheit
  • Alkohol-Krankheit der Eltern
  • Plötzlicher Verlust der gewohnten Umgebung
  • Tod einer nahen Bezugsperson
  • schwerer Unfall
  • Gequält werden von Geschwister oder anderen Kindern

Diese Ereignisse schädigen uns vor allem dann, wenn wir als Kinder damit alleine gelassen wurden, also nicht ausreichend Begleitung erfahren haben.

So klar wie es hier klingt, liegen die Ursachen allerdings nur selten auf der Hand.

Denn Verdrängung ist ein weiteres wirksames Werkzeug unserer Seele: Sie spaltet uns nicht nur von unseren Gefühlen ab, sondern vernebelt auch die Ursachen dafür.

Über ein konkretes Beispiel einer solcherlei verdrängten kindlichen Notsituation kannst du im Artikel „Wie fühlen sich unterdrückte Gefühle an“ lesen.

Das wichtigste Werkzeug: Verständnis für dich selbst entwickeln

Was mir in diesem Zusammenhang sehr wichtig ist:

Es geht hier nicht um Schuldzuweisungen, es geht darum, dich selbst zu verstehen.

Wenn du feststellst, dass du dich nicht gut spüren kannst, sei dir bitte nicht böse.

Denn du machst das nicht mutwillig oder weil es so lustig ist.

Wenn du dich selbst verstehst, kannst du milder mit dir umgehen und dich besser auf deinen Weg begleiten.

Wenn du die Komplexität des Nicht-spürens erfassen kannst, wird es dir möglich sein, mehr Geduld für deinen Heilungsweg aufzubringen, statt ungeduldig schnelle Erfolge zu erwarten.

Wie fühlt sich das Fell der Katze an?
Das Fell der Katze spüren.

Spüren lernen ist wie das Erlernen einer neuen Sprache

Um unsere Gefühle wahrnehmen zu können, ist es nötig, in unseren Körper hineinzufühlen und auf seine Empfindungen zu lauschen.

Wenn wir allerdings von ihm abgekoppelt leben oder ihn sogar hassen, braucht es naturgemäß Zeit und Übung, um wieder in Kontakt mit ihm zu kommen und Vertrauen aufzubauen.

Wenn wir noch nicht mit unserem Körper verbunden sind kann es sein, dass wir am deutlichsten unsere hohen Hochs und tiefen Tiefst spüren. Dann fällt es schwer, die Gefühlsschattierungen dazwischen wahrzunehmen.

Dem Traumatherapeuten Peter A. Levine zufolge läuft das Erlernen der Sprache des Körpers ähnlich der Aneignung einer Fremdsprache ab. Diese hat ihre eigene Grammatik, ihren Satzbau und ihre Redewendungen, was sich alles niemals an nur einem Tag erlernen lässt.

Du darfst beim Spürenlernen also geduldig sein.

Es gibt kein „richtiges“ und kein „falsches“ Spüren

Das Spüren funktioniert am besten, wenn wir es nicht krampfhaft erzwingen.

Es ist wie bei der Suche nach einem Gegenstand, den wir verlegt haben: Meist werden wir erst fündig, sobald wir nicht mehr fieberhaft alle Schubladen durchwühlen, sondern innerlich loslassen.

Beim Spüren ist die innere Haltung ähnlich: Wir suchen nicht nach etwas Bestimmtem, sondern öffnen uns für das, was da ist.

Wir beobachten. Es gibt beim Spüren kein »Richtig« und kein »Falsch«.

Dein höchstpersönliches Spüren ist immer in Ordnung, so wie es gerade ist.

Schritt 1 hin zum Spüren: Autobahn im Kopf beruhigen

Fühlen ist etwas, das sich in unserem Körper in der Gegenwart, im Hier und Jetzt abspielt.

Menschen, die sich nicht spüren können, sind allerdings oft in ständige Gedankenkreise verstrickt.

Wir hängen beispielsweise in der Zukunft (planen), in der Vergangenheit (grübeln) oder sind ständig bei vermeintlichen Mängeln (Defizitdenken).

Gefühle werden von Gedanken übertönt

Sind wir noch nicht daran gewohnt, unsere Gefühle zu spüren, werden sie allzu leicht von Gedanken übertönt. 

Ich mag in diesem Zusammenhang den Vergleich mit einer Biene:

In der Stille können wir ihr Summen deutlich hören, mitten auf der Autobahn nicht.

Gefühle wahrzunehmen wird erheblich erleichtert, wenn wir lernen, unsere Gedanken auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.

Die Betonung liegt dabei auf »lernen«. Flitzen unsere Gedanken unbändig im Kopf hin und her, reicht es nicht aus, sie zu bitten: »Seid still, ich möchte jetzt fühlen.«

Gedanken in das Hier und Jetzt holen

Um gewohnte Muster zu verändern, braucht es Geduld und stetige Übung.

Die Meditation ist ein wirksames Mittel, um die Gedanken ins Hier und Jetzt zu befördern und sie so zu beruhigen.

Doch der Gedanke an Meditation kann ganz schön abschrecken, weil es oft mit langem Stillsitzen in steifer Haltung geleichgesetzt wird.

Zudem wird es in Momenten der äußerlichen Stille umso lauter in einem drin.

Es kann sein, dass plötzlich Unmengen von Gedanken daherkommen was mir großes Unbehagen bereitet.

Daher kann es sein, dass Meditation, wie vieles andere auch, irgendwo hinten auf der langen »Ich sollte«-Liste landet. 

Was viele nicht wissen, ist, dass Sitzmeditation nur eine von vielen Meditationsvarianten ist.

Es gibt darüber hinaus zahlreiche Möglichkeiten, Meditation in den Alltag einzubauen.

Meditation bedeutet keineswegs, nichts zu denken, sondern unseren Geist immer wieder achtsam auf die Gegenwart zu lenken.

Dazu existieren zahlreiche alltagstaugliche Übungen, meine Lieblingsübungen stelle ich dir gleich vor.

Sollten dir die eine oder andere davon zusagen, empfehle ich das regelmäßige Üben über einen längeren Zeitraum.

Es wäre unrealistisch, zu erwarten, dass sich jahrelang eingeschliffene Denkmuster durch eine ein- oder zweimal ausgeführte Übung auflösen.

Selbst wenn Übungen einfach in unser Leben integrierbar sind, kann es vorkommen, dass wir sie vergessen. Das ist menschlich, wir sind nun einmal Gewohnheitstiere.

Oft hilft eine liebevolle (!) Aufforderung, vielleicht eine Handy-Erinnerungsfunktion hier oder eine Haftnotiz dort.

Betonen möchte ich, dass es bei all dem nicht darum geht, ab jetzt immer im Hier und Jetzt zu sein. Ich kenne niemanden – mich selbst eingeschlossen – der es schafft, immer präsent zu sein.

Stattdessen geht es um ein immer öfter.

Den lauen Sommerabend spüren in Wien.
Den lauen Sommerabend spüren.

Übung 1: Alltagshandlung kommentieren

Führe eine ganz normale Routinetätigkeit bewusst aus, indem du dir selbst erklärst, was du gerade tust. Wenn du alleine bist, laut, wenn jemand in Ihrer Nähe ist, im Geiste.

Zum Beispiel beim Abwasch: »Ich nehme den Geschirrschwamm, ich halte ihn unter das Wasser, das Wasser fühlt sich heiß an, ich nehme den Teller, der spürt sich glatt an, ich putze den Teller, ich höre das Geräusch …« und so weiter.

Du beschäftigst deinen Kopf, indem du ihn als Verbündeten mit ins Boot holen:

Er gießt das, was du spürst und wahrnimmst, in Worte. Damit sind die Gedanken auf das Tun im Hier und Jetzt gerichtet.

Falls sich wiederholt andere Gedanken einmischen, ist das in Ordnung und völlig normal.

Lenke deine Gedanken möglichst geduldig immer wieder zu Ihrer Tätigkeit zurück. Statt sich über ihr Auftauchen zu ärgern, erinnere dich bitte daran, dass nur Übung die Meisterin macht.

Meditation im Alltag: Was spüre ich?
Alltagshandlung: Ich zünde die Kerzen an.

Übung 2: Sinne bewusstmachen

In unserer modernen Welt nehmen visuelle Reize viel Raum ein. Wenn du das nächste Mal außer Haus gehst, achten eine bestimmte Wegstrecke lang bewusst auf die anderen Sinneswahrnehmungen.

Höre beispielsweise das »Klacke-die-klack« der Rolltreppe oder die kleine Melodie, die Züge beim Abfahren machen, rieche an einer Blume, spüre den Wind auf deinem Gesicht, ertaste die Holzstruktur eines Baums.

Ringelspiel im Wiener Prater hören
Wie spürt sich das Sausen des Ringelspiels an?

Übung 3: Achtsam gehen

Statt von A nach B zu hetzen, versuche, ein paar Meter bewusst zu gehen, deine Füße abzurollen, den
Untergrund zu spüren.

Das kannst du jederzeit in den Alltag einbauen, beispielsweise im Büro, am Weg zum Kopierer.

Im Sommer ist es schön, die Schuhe auszuziehen und bloßfüßig eine Wiese wahrzunehmen oder das kalte Wasser eines Baches.

Den Weg gehen in Herbstlandschaft und die Schritte spüren.
Wie fühlt sich das Gehen an?

Übung 4: Dinge anders tun als gewohnt

Sobald wir die Automatismen des Alltags etwas ändern, lenkt das unsere Aufmerksamkeit ins Hier und Jetzt.

Drücke beispielsweise einen Tag lang alle Lichtschalter mit dem kleinen Finger deiner linken Hand.

Nimm einen anderen Weg zur Arbeit, oder gehe in ein anderes Lebensmittelgeschäft als gewohnt. Du findest bestimmt noch zahlreiche weitere Beispiele!

Schritt 2 hin zum Spüren: Den Körper mit ins Boot holen

Im Wort Gefühle steckt »fühlen«.

Dies ist bereits ein Hinweis darauf, wie wir Gefühle wahrnehmen: Wir fühlen sie, und zwar mit Hilfe unseres Körpers.

Unser Kopf, also unsere Gedanken, helfen uns bei der Interpretation des Gefühlten und übersetzen unsere Gefühle in Bedürfnisse.

Um fühlen zu können, braucht es also ein Zusammenspiel von Körper und Kopf.

Wie fühlt sich Holz an?
Das Holz spüren.

Neues Spür-Vokabular entwickeln

Beim Spüren möchten wir die Gefühlsregungen in unserem Körper beobachten, also unsere Aufmerksamkeit bewusst in uns hineinlenken.

Leider gibt es kein Schulfach »Gefühle benennen«, und so fehlen uns manchmal die Wörter, um das, was in uns abgeht, genau zu beschreiben.

Daher ist es nötig, ein Vokabular für die inneren Sensationen zu entwickeln.

Dazu helfen einfache Übungen, die wir in den Alltag integrieren können.

Mit einfachen Aufgaben beginnen

Wenn du mit dem Spüren deines Körpers noch nicht so vertraut bist, empfehle ich dir, mit kleineren Übungen zu beginnen.

Du musst dich nicht sofort in die tiefsten Gefühle hineinwerfen. Fange lieber erstmal klein an, das ist Herausforderung genug.

Meine Lieblingsübungen stelle ich dir nun vor:

Übung 5: Spüren im Alltag

Wenn du dich das nächste Mal langweilst oder warten musst, nimm irgendeinen Gegenstand in die Hand und versuche gedanklich zu beschreiben, wie er sich anfühlt.

Kalt? Warm? Spitz? Rund? Rau? Glatt? Wie Metall? Gläsern? Hölzern? Schwer? Leicht? Filigran? Robust? Angenehm? Unangenehm?

Dadurch lernst du ein Vokabular für Empfindungen zu entwickeln.

Wie fühlt sich die Tasse an?
Wie fühlt sich die Bürotasse an?

Übung 6: Unterlage unter deinem Körper spüren

Das ist eine schöne Übung, wenn du das nächste Mal Bus oder Bahn fahren oder im Stau steckst.

Versuche wahrzunehmen, an welchen Stellen und auf welche Art und Weise dein Körper den Sitz, beziehungsweise den Boden berührt.

Wo genau sind die Kontaktflächen? Wird dein Kopf abgestützt? Wenn ja, kannst du die Kopfstütze spüren?

Vielleicht möchten du deinen Kopf ein bisschen bewegen, um deutlicher wahrnehmen zu können. Wie liegen deine Arme auf? Was genau spürst du unter deinen Füßen?

Auch diese Übung hilft dir dabei, dein Vokabular, deine Gefühlssprache zu entwickeln.

Auf einer Steinstufe sitzen in Rom und die Steinstufe spüren.
Wie fühlt es sich an, auf einer Steinstufe zu sitzen?

Übung 7: Fokus auf den Atem

Beobachte das nächste Mal, wenn du kurz Zeit hast, du etwa in einer Warteschlange stehst oder im Zug sitzt, deinen Atem:

einatmen, ausatmen.

Erforsche, an welchen Körperstellen sich die Bewegung deines Atems zeigt.

Dadurch lernst du, in dich hineinzukommen, da der Atem in dir drinnen ist.  Denn Spüren ist immer etwas, das in uns drinnen stattfindet.

Übung 8: EKT zum Herzen

Lenke deine Aufmerksamkeit auf dein Herz.

Kannst du es schlagen spüren? Vielleicht möchtest du deine Hand darauf legen.

In der EKT-Methode lautet der erste Satz: „Mein Herz, ich spüre dich und begrüße dich.“

Gern kannst du dich bei deinem Herz bedanken, dass es schon dein ganzes Leben für dich schlägt.

Der zweite EKT-Satz lautet: „Danke mein Herz“

Wie reagiert dein Herz auf den Dank?

Der dritte EKT-Satz lautet: „Mein Herz, ich nehme dich in Liebe an.“

Wie fühlt es sich an, wenn du das zu deinem Herzen sagst?

Der vierte und letzte EKT-Satz ist das Angebot an dein Herz, Wünsche zu äußern:

„Mein Herz, was kann ich für dich tun.“

Vielleicht formuliert dein Herz einen Wunsch, vielleicht verändert sich ein Gefühl, vielleicht bleibt alles beim Gleichen. Wie auch immer, du spürst zu deinem Herzen.

Die Übungen zu Herzschlag, Atem und Unterlage eignen sich übrigens gut für den Moment vor dem Einschlafen, besonders wenn die Gedanken mal wieder umhersausen.

Das Herz spüren.
Kannst du deinen Herzschlag spüren?

Übung macht die Meisterin und den Meister

Denken wir einmal zurück an unseren Mathe-Unterricht:

Da übten wir zunächst die Addition, bevor wir uns an das kleine Einmaleins heranwagten.

Heute ist beides für uns eine Selbstverständlichkeit!

Beim Spürenlernen funktioniert es ähnlich: Die Übung macht die Meisterin und den Meister!

Wenn du du dein Gefühls-Vokabular erweitert hast und sich die Verbindung zu deinen Körperempfindungen mehr und mehr sicher anfühlt, kannst du dich daran machen, deine Gefühle zu erforschend spüren.

Eine wie ich finde sehr gute Methode dafür ist die EKT-Methode.

Auch „nichts“ Spüren ist eine Wahrnehmung

Falls du zunächst nichts wahrnehmen kannst, ist das ebenfalls in Ordnung. Genaugenommen bedeutet es sogar, dass du bereits etwas spürst, nämlich das Nichts. Auch diese Wahrnehmung kann man erforschen:

  • Wie genau kannst du wahrnehmen, dass in deinem Körper »nichts« ist?
  • Welche Konsistenz oder welches Aussehen hat es, ist das »Nichts« beispielsweise Vakuum oder durchsichtig?
  • Ist es von etwas umgeben, beispielsweise einer Hülle?
  • Oder ist es wie ein verschlossener Sesam, der ein Geheimnis verbirgt?

Sicherheit gewinnen

Wenn wir das Spüren (wieder) erlernen, dürfen wir mit einfachen Körperspür-Übungen anfangen, uns sozusagen aufwärmen.

Es ist wichtig, dass sich dein Körper und deine Gefühle sicher fühlen, daher lieber langsam und wenig als zu rasch und zu viel.

Wir brauchen uns nicht sofort auf unsere schwierigsten Emotionen zu stürzen!

Gute Gefühle ja, schlechte Gefühle nein?

Die schwierigste und gleichzeitig wichtigste Erkenntnis finde ich, dass es in uns nichts »Böses« gibt, das es zu bekämpfen, zu verbiegen, zu verleugnen oder wegzumachen gilt.

In unserer Leistungsgesellschaft sind wir es gewohnt, schlechte Stimmungen so rasch es geht mit »positivem Denken« zu verbessern.

Daher kann es ungewohnt sein, dem Inneren zuzuhören, anstatt es zu unterdrücken.

Zu erkennen: Wenn ich mich unglücklich fühle, dann nicht aus Jux und Tollerei, sondern weil ich einen triftigen Grund dazu habe, den ich im Moment vielleicht nicht sehen kann oder will.

Gefühle als Wegweiser für unser Leben

Lohnt sich der Weg hin zum Gefühle spüren?

Ich finde ja.

Wir können sowieso nicht verhindern, dass unsere Gefühle in uns sind.

Wir können nur verhindern, sie zu spüren.

Doch genau das birgt eine Gefahr in sich: Gefühle lassen sich nicht selektiv unterdrücken oder taub machen.

Wir können es uns nicht aussuchen: »Du bist angenehm, ja, dich will ich spüren«, oder: »Du bist unerträglich, nein, dich will ich nicht spüren.«

Wir können nur ja oder nein zum gesamten Spüren sagen.

Gefühle können sich als wichtiger Wegweiser für unser Leben entpuppen.

Oft sind da Gefühle in uns, die einfach nicht zu unserm Bild vom »perfekten, positiven Ich« passen wollen.

Frustration, Wut, Angst, Unsicherheit, Langeweile, Orientierungslosigkeit und tiefe Traurigkeit stehen für das genaue Gegenteil von dem, was viele von uns so gerne sein würden, nämlich kraftvoll, strahlend und immer wissend, wo es langging.

Doch letztendlich sind es genau diese Gefühle, die es lohnt zu spüren. Denn sie können sich als wichtige Wegweiser für unser Leben entpuppen.

Manchmal braucht es Hilfe beim Spüren

Du kannst einiges erreichen auf deinem Weg ins Spüren, wenn du mit dir selbst arbeitest.

Doch an irgendeinen Punkt wirst du nicht mehr weiter kommen, da dein System „STOPP“ sagt.

Spätestens dann wird es Zeit, dass du dir eine professionelle Wegbegleitung suchst.

  • Fühle ich mich im Heute sicher genug, um meine Gefühle zu spüren?
  • Habe ich die Stabilität, dem was in meiner Tiefe entdecken werde, zu begegnen?
  • Was passiert, wenn ich ein bisschen den Deckel zu meiner Gefühlswelt hebe?
  • Welche alten Verletzungen werden angetriggert, wenn ich Gefühle im heute zulasse?

Falls du traumatisiert wurdest oder an einer psychische Erkrankung (wie es z.B. eine Essstörung ist) leidest, ist es notwendig, dass du eine Psychotherapie besuchst.

Ergänzend dazu kann ich dir die Rosen-Methode, oder der EKT-Methode ans Herz legen. Die EKT-Methode funktioniert auch per Videotelefonie.

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Psychotherapie bzw. Coaching in Wien und Umgebung

Ich arbeite zusammen mit

  • Doris Nowak-Schuh (Psychodrama, Praxis Währinger Straße 123
  • Silvia Huber (Systemische Therapie, Praxis in Baden, gut zu erreichen zu Fuß vom Bahnhof)
  • Iris Lasta-Vahdani (Online Coaching und psychologische Beratung für hochsensible Menschen)