Fehlgeburt ist ein trauriges Kapitel in der Kinderwunschzeit. Es müssen viele Gefühle bearbeitet und bewältigt werden. Eigentlich wäre das schon mehr als genug an Herausforderung … trotzdem muss in dieser emotional belastenden, überfordernden Zeit oftmals auch noch die Entscheidung „Ausschabung ja?/nein?/wann?“ getroffen werden.

Zu diesen Themen möchte ich auf einen sehr guten Artikel von Birgit Zart hinweisen, einen Teil davon darf ich nachfolgend zitieren:

Auf keinen Fall im Schock der Diagnose handeln!
Auf keinen Fall, „diese schmerzliche Angelegenheit“ hinter sich bringen wollen.
Auf keinen Fall Kopf-runter-und-durch.

Auf jeden Fall habt Ihr Zeit!

Es entsteht KEIN Leichengift durch ein Embryo. Dies ist eine Vorstellung,  von der ich nicht verstehe, wie sie immer wieder in die Köpfe der Frauen gerät. Solltet ihr also derlei oder ähnliche Gedanken hegen, wisset: Sie sind falsch.

Ihr habt also Zeit, von eurem Baby Abschied zu nehmen. Ihr habt Zeit, diese schmerzliche Situation in Eure Erfahrungswelt zu integrieren. Nehmt eine Auszeit und zelebriert diesen Abschied. Handelt in dieser Zeit ganz aus Euren Gefühlen heraus.

Manch einer Frau mag es gut tun, einen Brief an ihr Kind zu schreiben. Andere machen sich ein kleines Kistchen,  tun den positiven Schwangerschaftstest und das erste Ultraschallbildchen hinein. Bitte bedenkt, dass die älteren US-Bildchen auf Thermopapier gedruckt sind, die mit der zeit verblassen. Man kann sie Kopieren oder digital speichern, um sie zu erhalten.

Wieder andere Frauen müssen den nicht herauskommenden Heilkrampf provozieren, ihnen mag ein Glas Wein und eine Lieblingsmusik auf voller Lautstärke via Kopfhörer helfen. Einige Frauen schrieben uns, dass sie ihre Babys zum Friedhof brachten, um sie den Grabstellen von anderen Familienangehörigen beizulegen. Andere vergraben sie im Garten oder einem Park und pflanzen ein kleines Bäumchen darauf. Hier gibt es viele Ideen. Ihr habt genügend Zeit, um eigene Ideen zu haben.

Es gibt auch natürliche Fehlgeburten,  bei denen es nicht zu einer Ausstoßung kommt. Diese Babys scheinen sich mit der Zeit einfach aufzulösen. Dann gibt es kein „Grab“ in diesem Sinne. Was hier bleibt, ist die Erinnerung, und das Wissen: Ein Kind hat mich beehrt!

Schon hier wird klar, wie wichtig es ist, sich dabei vom Gynäkologen betreuen zu lassen. Es muss Sorge getragen werden, dass die Gebärmutter hinterher wieder vollkommen gesund ist.

Unsere Erfahrung ist hier, dass sie sich nach einer natürlichen Fehlgeburt ohne Ausschabung schneller wieder erholt, als wenn man in diese Prozesse eingreift. Auch der Hormonhaushalt bleibt balanciert,  der Zyklus stellt sich schneller wieder ein.

Entscheidet ihr euch für eine Ausschabung, dann sollte auch diese nicht zu früh erfolgen.

Es scheint so zu sein, dass ein medizinisches Eingreifen , ein zu frühes Ingangsetzen der Ausstoßung den Körper manchmal sehr irritieren kann. Handelt man zu früh, dann ist der Körper noch voll aufs Schwangersein eingerichtet und mitten in diese Absicht hinein wird diese Schwangerschaft durch äußere Maßnahmen beendet. Dadurch ist er oft irritiert, es ist, als begriffe er gar nicht, was gerade geschehen ist. Er ist dann – und dieses ist nur ein Bild dazu- als würde er steckenbleiben in seiner Absicht,  das Baby bis zur Geburt zu begleiten. Er KANN dann nicht gleichzeitig wieder ein neues Kind empfangen.

Es ist also wichtig, dass zuerst der Körper „bemerkt“ dass diese Schwangerschaft nicht weiter fortgesetzt werden kann und seine eigenen Maßnahmen in Gang setzt.  Hat der Körper verstanden und begonnen, selbst zu Handeln, dann irritiert ihn auch eine Ausschabung ihn längst nicht so.

In beiden Fällen, also sowohl bei einer natürlich beendeten Schwangerschaft wie auch bei der medizinisch beendeten Schwangerschaft wird immer wieder vergessen,  eine Zeit der Nachsorge, der Rekonvaleszenz zu haben.

Man kann nicht zwei Tage nach einem Verlust wieder am Arbeitsplatz erscheinen. Nehmt euch auch hier etwas Zeit, nehmt Euch ein paar Austage und kümmert Euch. Gute Gespräche mit einer Freundin sollten in einem guten Verhältnis zu Stille und Rückzug stehen.

Achtet gut darauf, dass Ihr euren Partner mit einbezieht. Es geschieht nur zu leicht, dass wir uns zurück ziehen, und unsere Lancelots dabei draußen vor der Tür lassen. Tut das nicht! Sollten die Tränen fließen, dann  greift Euch seinen Arm, legt ihn um Euch herum. Erklärt ihm, dass er nun nicht losziehen muss, um Genevra zu retten. Er möge euch einfach nur halten, diese Tränen seien gesund, denn sie initiieren die Heilung der Gefühle. Holt Euren Partner ganz dicht an Euch heran.

In den Wochen nach einer Fehlgeburt stellt Ihr bitte sicher, dass ihr das Vertrauen in Euren Körper schützt und stärkt.

Er ist ein Meister der natürlichen Intelligenz, er selbst weiß am besten, was ihm gut tut, wann er wieder menstruiert, und auch, wann er wieder empfangen möchte. Darauf verlasst Euch!

Ich musste selbst Erfahrungen mit zwei frühe Fehlgeburten machen und kann unterstreichen, was Birgit Zart dazu sagt. Rückblickend war ich froh über mein Expertinnenwissen, dass ich bereits hatte, als es 2013 und 2014 passierte. Denn so konnte mich der Diagnoseschock nicht davon abhalten, meinen Körper machen zu lassen.

Es war schmerzhaft, die kleinen Wesen zur Welt zu bringen, körperlich wie seelisch. Dennoch war es für mich gut, meinen Körper entscheiden zu lassen, wann er bereit zum Loslassen war. Es gibt auch ein kleines Grab, das ich noch heute ab und zu besuche.

Dennoch gibt es keinen allgemein gültigen Rat. Jede muss auf ihr Gefühl hören. Falls Sie große Angst haben, durch den Prozess der (frühen) Fehlgeburt zu gehen, ist es wohl ratsamer, sich für die Ausschabung zu entscheiden.

Auf alle Fälle braucht es nach dem Abgang eine gynäkologische Nachkontrolle per Ultraschall.