Ca. vier Wochen nach unserem März 2014 Workshop „Wege aus dem Esszwang“ haben wir an unsere Teilnehmerinnen folgende Mails ausgeschickt:

Liebe Frauen,

unser gemeinsamer Workshop ist nun schon ein gutes Monat her. Wir sind dankbar für die Öffnung und die Überwindung der Scham, die wir in den zwei Tagen miterleben durften.

Wir möchten Euch nun die Möglichkeit geben mitzuteilen, wie es Euch nach dem Workshop ergangen ist.

Dabei ist es uns besonders wichtig, einen liebevollen Blick auf diese Zeit zu werfen. Also lasst uns den Fokus darauf lenken, was gut läuft und wo es Entwicklungspotential gibt:

1.) Was habe ich seit dem Workshop für mich getan, was hat mir gut getan (ganz gleich wie klein die Aktion war)?
2.) Gibt es etwas, das sich seit dem Workshop für mich verändert hat?
3.) Wenn ich mich an den Workshop erinnere:
Gibt es etwas, das ich spannend fand und in den nächsten Wochen gerne noch ausprobieren / weiterführen möchte?
4.) Welches konkrete Thema (Lebensthema?) möchte ich als nächstes angehen? Was genau möchte ich da tun?
5.) Wobei brauche ich Hilfe? Von wem?
6.) Was ist mir noch wichtig zu sagen?

Achja: Ich freue mich über jedes „like“ auf meiner „aivilo – ankommen im Körper“ Facebook Seite und über jede weitere Blog Abonnentin!

Also dann … wir freuen uns auf Eure Mails!

Liebe Grüße,
Olivia & Claudia

Ich finde es wichtig, andere Frauen zu unterstützen, indem sie ehrliche Rückmeldungen von echten Frauen lesen können. Reduktion der Scham indem man zeigt: Ja, es ist schwer, trotzdem bin ich am Weg, geben wir nicht auf. Weiters ist es uns wichtig, dass unsere Workshops „Wege aus dem Esszwang“ mit einer guten Portion Realismus gebucht werden. Will heißen: Es ist ein Stück auf dem Weg, vielleicht sogar eine schönes großes Stück, aber es ist keine Spontanheilung.

Hier darf ich drei der Antwortmails veröffentlichen. Mit […] sind Stellen markiert die ich zwecks Anonymisierung herausgenommen habe.

Vielleicht ermuntert dieser Blogeintrag ja auch noch andere Teilnehmerinnen zu berichten. Gerne auch welche von anderen Workshops, wäre schön!

Mail 1:

Liebe Olivia, liebe Claudia!
Ich hoffe euch geht es gut. Mir gehts ausgezeichnet. Anbei meine Antworten auf eure Fragen.

1.) Ich zähle nicht mal mehr Kalorien.
2.) Das Gefühl noch irgendwas zu versäumen wenn ich jetzt nicht Esse ist total weg. Ich habe auch keine Angst mehr nicht satt zu werden. Ich habe keine Angst mehr einen Essanfall zu bekommen weil ich keinen mehr bekomme, mir vertraue dass es so sein wird (weil ich es in den letzten Monat jeden Tag so erlebt habe) und daraus resultierend keine Angst mehr vor einem Kontrollverlust. Ich muss mich aber auch nicht zur Kontrolle zwingen denn ich vertraue mir und jetzt auch meinem Körpergefühl. Vertrauen heißt nicht kontrollieren und Disziplin zu haben … Vertrauen ist das Gegenteil von Angst und für ein „gelingendes“ Leben unabdingbar.
3.) Ich werde weiterhin Körperreisen machen.
4.) Fürs erste bin ich nach vielen Jahren Therapie und Wille/Mut fertig mit der Aufarbeitung/Neubewertung und Eingliederung meiner „Altlasten“. Mein neues Lebensthema ist mein Baby das im […] auf die Welt kommen wird.
5.) Da werde ich am Anfang Oma und Opa um Hilfe bitten 🙂
6.) Ich hab mich in den zwei Tagen sehr wohl gefühlt und alle soooo dringlichen Fragen haben sich nach dem Workshop von ganz alleine beantwortet. Ich denke dass ist u.a. eure „Taktik“ – und die funktioniert 🙂

Ich wünsche euch weiterhin alles Liebe und Gute und bin unendlich Dankbar, dass ihr den Workshop anbietet. Er ist eine großartig Hilfe auf dem Weg aus dem Irrgarten der Esssucht.

Herzliche Grüße

Meine Antwort auf Mail 1:

Liebe […],

vielen Lieben Dank dass Du Dir die Zeit genommen hast uns zu schreiben und vielen Dank für Deine wertschätzenden Worte!

Deine Mail klingt nach Frieden mit Dir selbst und danach, dass sich alle Deine Erfahrungen zu einem runden Ganzen zusammengefügt haben. Ich finde sehr schön, was Du über Vertrauen geschrieben hast! Ja, die Erfahrung habe ich auch gemacht, dass es sich mit Vertrauen viel einfacher lebt 🙂

Ich möchte Dir gerne noch einen Satz mitgeben, den ich letztens im Buch von Brene Brown gelesen habe: „Wer wir sind und die Art, wie wir uns verhalten, haben mehr Einfluss darauf, wie gut unsere Kinder dereinst zurechtkommen werden, als das, was wir theoretisch über Beziehung wissen. (http://www.aivilo.at/2014/04/11/verletzlichkeit-macht-stark/)

In diesem Sinne hast Du die besten Voraussetzungen für Dein neues Lebensthema 🙂

Ich wünsche Dir alles alles Gute für die letzten Schwangerschaftswochen und die Zeit danach!

Herzliche Grüße,
Olivia

Mail 2:

Liebe Olivia, liebe Claudia!

Nochmals danke für den tollen Workshop. Ich denke so gerne an die 2 Tage zurück.

Ich lese mir auch den Schriftenband von Zeit zu Zeit durch. Positiv verändert hat sich
meine Einstellung zum Essen von „ früher verbotenen Lebensmittel“. Ich versuche diese Köstlichkeiten zu genießen und kein schlechtes Gewissen mehr zu haben. Der Körper verlangt anscheinend danach und ich gebe es ihm.

Spannend fand ich auch die Körperreisen, das bewusste Atmen.

Es hat seit dem Workshop natürlich den einen oder anderen Essanfall gegeben. Aber ich habe ihn gebraucht. Manchmal weiß ich eben nicht, wie ich mit meinen Gefühlen ( meistens negativen ) umgehen soll. Da hilft nun mal Essen. Aber ich versuche es jeden Tag besser zu machen.

Olivia, dir habe ich ja von meiner nicht ganz einfachen privaten Situation erzählt.
Zur Zeit bin ich beruflich auch wieder sehr eingesetzt. Freie Wochenende gibt es zur Zeit leider keine. Ich versuche bei einen Wannenbad oder einen guten Film zu entspannen.

Ich überlege sogar den nächsten Workshop im November auch zu besuchen.

Ich freue mich schon sehr auf die kommende Shiatsu Stunde.

Mit lieben Grüßen

Meine Antwort auf Mail 2:

Liebe […]

vielen lieben Dank für Deine Email und dass Du Dir die Zeit genommen hast zu antworten, wo doch Deine Zeit sehr knapp bemessen ist. Es klingt, als ob Du wesentlich netter mit Dir selbst umgehst!

Ja, wir haben alle Phasen in unserem Leben, wo es „ruckelt“, das lässt sich nicht vermeiden, das ist das Leben, umso wichtiger ist es in diesen Phasen besondern lieb zu uns zu sein.

Negative Gefühle sind völlig normal. Die ewig-immer-nur-glückliche-strahlenden-Menschen gibt es sowieso nur in der Werbung oder auf den Boulevard Seiten 😉

Bei dem Umgang mit den negativen Gefühlen könnte Dir die EmotionalKörper-Therapie helfen. Da geht es darum sich in seiner Ganzheit anzunehmen, mit allen Gefühlen die da sind. Fühlen bedeutet alle Gefühle zu spüren. Wir wünschen uns, nur das Positive zu fühlen und alles andere nicht. Das geht aber nicht. Wir können nur das ganze Paket haben. Also fühlen oder nicht fühlen. Wir können uns nicht aussuchen, was wir zu fühlen haben. Die sogenannten negativen Gefühle sind meist wertvolle Wegweiser oder Alarmsignale, die gerne gehört und beachtet werden. Ebenso dürfen unsere sogenannten positiven Gefühle ebenso mit Dankbarkeit angenommen. Wenn wir nicht mehr fühlen sind wir gefühllos, wer möchte das schon sein?!

Ich wünsche Dir, dass Du bald eine Möglichkeit zum Verschnaufen findest. Spätesens beim nächsten Shiatsu 🙂 und vielleicht beim nächsten Workshop im November, wir würden uns sehr freuen wenn Du wieder dabei wärst 🙂

Liebe Grüße,
Olivia

Mail 3:

Hallo,

1.) Ich habe mit [neuer Sportart] begonnen und gemeinsam eine Reise nach […] mit einer Freundin gebucht, die wir im Sommer machen werden.
2.) Ich hatte nach dem Workshop noch Ess-Brechanfälle, habe es seit dem Workshop aber auch einmal 18 Tage ohne Ess-Brechanfall geschafft und hoffe, dass ich es bald wieder ähnlich lange schaffen kann.
3.,4.) Ehrlich gesagt versuche ich momentan nur jeden Tag irgendwie zu überstehen, wenn möglich ohne Ess-Brechanfall. Ich denke nicht mehr wirklich an den Workshop und habe nicht die Energie, an irgendetwas Speziellem zu arbeiten. Aus dem Bett zu kommen und mein tägliches Leben zu meistern ist momentan genug Herausforderung. Also vielleicht wäre gerade diese Energielosigkeit etwas, das ich angehen könnte.
5.) Mir wurde von mehreren Seiten geraten, mir bzgl. Antriebslosigkeit, destruktiven Gedanken etc. psychiatrische Unterstützung (evtl. Medikamente) zu suchen. Evtl. werde ich das machen. Das Thema Therapiewechsel steht nach wie vor immer wieder im Raum, jedoch kann ich mich auch dazu momentan nicht richtig aufraffen.

Meine Antwort auf Mail 3:

Liebe […],

vielen lieben Dank für Deine Mail und vielen Dank, dass Du Dir Zeit genommen hast! Ich habe Dich und Deine Geschichte noch sehr präsent vor mir und freue mich sehr von Dir zu lesen! Ich fand es sehr berührend, wie Du Dich öffnen und mitteilen konntest und ich glaube, dass Du damit viele Gefühle der anderen Frauen mit ausgedrückt hast.

Wow, da hat sich ja einiges bei Dir getan!

Reise nach […] und [neue Sportart]! Klingt als ob Du Dir da zwei lange Wünsch erfüllt hättest!

Zum Thema Therapie kann ich Dir Doris Nowak-Schuh empfehlen. Ich arbeite seit Jahren mit ihr zusammen. Meine Erfahrung ist: Wenn die richtige Zeit da ist, dann kommt auch die Energie sich aufzuraffen. 🙂

Wegen Deiner Erschöpfung möchte ich Dir gerne folgende Impulse mitgeben: Wenn Du Dein Leben über lange Strecken ohne Ess-Brechanfall schaffst, so stellst Du Dich vielen Gefühlen, die Du früher „einfach“ weggekotzt hast. Das I-S-T anstrengend und ermüdend. Vielleicht geht es nun darum, noch mehr liebevoll zu Dir zu sein. Stolz auf Dich zu sein, dass Du wesentlich weniger brichst. Stolz auf Dich zu sein, dass Du Dein Leben schaffst. Und vielleicht geht es darum, nach Feierabend richtig richtig lieb zu Dir sein und Dir zu erlauben erschöpft zu sein.

Es kann auch sein, dass Du durch die früheren Brechanfälle körperlich, also physisch erschöpft bist. Hier kann die TCM Kräuterkunde sehr gut helfen. Ich persönlich habe mit www.akupunktur-leitner.at sehr gute Erfahrung gemacht. Da bekommt man Kräuter verschrieben, die man als Tee trinken oder als Tablette einnehmen kann und die bauen die Substanz auf.

Ich wünsche Dir alles alles Liebe für Deinen Weg! Falls Du mal das Bedürfnis nach Körperarbeit hast, Du weißt ja, wo Du mich findest.

Ich schicke Dir herzliche Grüße,
Olivia