Essstörung – die Hölle für Betroffene

Essstörung. Für nicht Betroffene ist sie kaum nachvollziehbar, für Betroffene bedeutet sie meist die Hölle.

Die Essstörung bestimmt viele Denk- und Handlungsmuster. Hier ein paar Beispiele:

  • Das Denken kreist andauernd um das Thema Essen.
  • Die Gemütsverfassung ist abhängig davon, ob ein „guter“ oder „schlechter“ Esstag war.
  • Treffen mit Freunden werden vermieden, um einem gemeinsamen Essen auszuweichen.
  • Hunger- und Sättigungsgefühle werden nicht mehr wahrgenommen.
  • Nach dem Essen wird lange mit dem schlechten Gewissen gekämpft
  • Die große Angst vor dem Zunehmen dominiert alles.
  • Viele Betroffene leiden außerdem an unkontrollierbaren Essattacken.

Warum kann die Gier nicht gezügelt werden?

Der größte Wunsch von Menschen mit Essstörung ist es, endlich die Gier nach Essen zu zügeln, endlich gesünder und vor allem weniger zu essen. Eine Diät nach der anderen wird ausprobiert, es wird gefastet und akribisch Kalorien berechnet.

Doch meistens führen genau diese Maßnahmen nicht zu dem heiß ersehnten Ziel der Sucht-Freiheit. Warum ist das so?

Das liegt daran, dass nur das Symptom und nicht die Ursache des Problems bearbeitet wird, also nur die sichtbare Spitze des Eisbergs. Nicht aber jener viel größere Teil, der unter der Wasseroberfläche liegt.

Essstörung kann ganz schön anstrengend sein.

 

Die Essstörung hat eine Funktion

Die Essstörung ist ein deutliches Zeichen dafür, dass etwas im Leben nicht stimmt. Beispielsweise haben die Betroffenen zu wenig Selbstbewusstsein, sie haben verlernt, Gefühle zuzulassen oder sie sind unglücklich über ihre Lebenssituation (Beruf, Partner, Eltern, Freunde etc.).

Die ständige Beschäftigung mit dem Essen bewirkt allerdings, dass man sich nicht mehr mit diesen ursächlichen Problemen und Ängsten auseinandersetzen muss.

Was wäre, wenn die Wunsch-Fee mit den Fingern schnippt?

Was würde eigentlich geschehen, wenn die Essstörung plötzlich weg wäre? Angenommen, es kommt eines Tages die berühmte gute Fee, schnippt mit den Fingern und erfüllt diesen sehnlichsten Wunsch der Betroffenen.

Wäre dann auch gleichzeitig der Traumjob, die ideale Partnerschaft und ein idyllisches Familienleben vorhanden?

Ohne Essstörung müsste nicht mehr ständig an das Essen bzw. Zunehmen gedacht werden; doch woran sonst?

Was tun in all den Stunden, die zuvor für das Einkaufen und das Verstecken von Lebensmitteln, für das Beseitigen der Spuren und für das schlechte Gewissen aufgewendet wurden?

Wohin mit Wut und Trauer, wenn sie nicht mehr hinuntergeschluckt werden?

Die Essstörung bleibt solange wir sie brauchen

Die Essstörung bleibt demnach solange bestehen, wie sie gebraucht wird. Sie wird erst dann langsam verschwinden, wenn die Betroffenen lernen, auf Probleme anders als mit Essen zu reagieren. Erst dann, wenn wiederkehrende Muster, die immer nur Probleme und damit Essdruck schaffen, aufgelöst werden können.

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Einer der ersten Schritte ist es, diesen Zusammenhang zwischen der Essstörung und der gesamten Persönlichkeit bzw. dem Umfeld zu begreifen.

Doch gerade diese Einsicht macht Betroffenen große Angst: Früher war es „nur“ das Essen, die Figur, jetzt sind es plötzlich so viele Dinge, die sie überdenken und vielleicht ändern müssen.

Das Positive daran ist, dass das Leben mit jedem gelösten Problem lebenswerter wird. Wer es versucht, kann also nur gewinnen. Es gibt viele Wege aus der Essstörung, doch eines haben alle gemeinsam: Der erste Schritt muss getan werden und danach einer nach dem anderen.

Weiterlesen

Bücher

Essanfälle adé: Vom emotionalen Essen zum persönlichen Wohlfühlgewicht *

Geneen Roth: Essen als Ersatz; Wie man den Teufelskreis durchbricht *

Weblinks

Anlaufstellen bei Essstörungen

Essstörungshotline Österreich

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Deutschland