„Die von Marion Rosen entwickelte Art der Körperarbeit
zielt auf eine behutsame Befreiung
unterdrückter, im Körpergedächtnis festhaltender Gefühle.“

Dieser Satz steht am Buchrücken von Marion Rosens Buch.

Klingt gut … doch was genau könnte das bedeuten?

unterdrückte Gefühle befreien mit der Rosen-Methode

Als ich mit der Rosen-Methode-Arbeit begann, stellte ich mir viele Fragen wie z.B.:

  • Welche unterdrückten Gefühle werden sich bei mir zeigen?
  • Werden ganz neue Erinnerungen aufpoppen?
  • Muss ich vielleicht doch noch entdecken, dass ich in meiner Vergangenheit körperlichen Missbrauch erlebt hatte?

Verdrängt wird oft nicht das Ereignis selbst, sondern die Gefühle dazu

Nun blicke ich auf 9 Jahre Rosen-Arbeit zurück und in all dieser Zeit kamen bei mir keine neuen, mir völlig unbekannten Erinnerungen hinzu.

Ich erlebte also keine Überraschungen.

Stattdessen begegnete ich dem, was ich bereits wusste und entdeckte es neu:

Meine immer schon vorhandenen Erinnerungen wurden mit Gefühlen gefüllt bzw. ergänzt.

Was ich genau damit meine, erkläre ich dir nun anhand eines persönlichen Beispiels:

Ein persönliches Beispiel

Ich nehme ja nach wie vor regelmäßig Rosen-Methoden Sitzungen. Eines meiner Hauptthemen ist meine sehr tiefe Grundanspannung, deren Ursprung ich in meinen ersten 14 Lebensjahren vermute.

Schicht für Schicht arbeite ich mich durch dieses Thema durch und konnte bereits einiges davon loslassen. Und einiges ist immer noch da.

Im Zuge einer Rosen-Sitzungen tauchte plötzlich und für mich ohne Zusammenhang folgende Erinnerung aus meiner Kindheit auf:

Ich war im Volksschulalter, vielleicht 7 Jahre alt. Ein damaliger Bekannter der Familie, mein 3,5 Jahre älterer Bruder und ich standen bei einem Hoffenster in unserer damaligen Altbau-Wohnung, die im vierten Stock lag.

Dieser Bekannte hatte – ich weiß nicht warum – ein Luftdruckgewehr. Er demonstrierte es und erschoss eine Taube. Danach lachte der Mann, er wirkte stolz auf seinen geglückten Schuss.

Die Taube blieb tot am Dach des Nachbarhauses liegen. Ich weinte und schrie, der Mann solle damit aufhören. Es blieb bei der einen Taube.

Die Verdrängung wirkt stark

Dieses Ereignis war immer in meiner Erinnerung. Ich dachte, dass da nicht viel mehr dahinter steckte, denn schließlich konnte ich mich ja klar daran erinnern, sogar an die Tränen. Ich meinte, da wäre nichts Verdrängtes.

Daher war ich überrascht, dass ausgerechnet diese – in meinen Augen unwichtige – Erinnerung meine Aufmerksamkeit verlangte.

Im Zuge des Rosen-Prozesses durfte ich nach und nach entdecken, dass ich sehr wohl einiges verdrängt hatte.

Meine Rosen-Praktizierende meldete mir zurück, dass mein Körper anspannte, als ich von diesem Ereignis erzählte.

Ich verstand mit dem Kopf, was sie sagte, allerdings konnte ich diese Anspannung, die da angeblich in meinem Körper war, nicht spüren. Ich tat mir außerdem schwer, die Hände meiner Rosen-Praktizierenden zu fühlen, obwohl ich natürlich wusste, dass sie da waren.

Meine Selbstwahrnehmung war nicht verkörpert.

Rückblickend ist es wirklich interessant, wie Verdrängung funktioniert! Ich würde mich als sehr Körper-erfahren bezeichnen und dennoch dauerte es, bis mein Körper bereit war, genau hinzuspüren.

Es folgten noch ein paar Rosen-Sitzungen (bei verschiedenen Praktizierenden), wo jedes mal die gleiche Geschichte hochkam.

Befreiung von verdrängten Gefühlen durch die Rosen-Methode

Gefühle kommen zur Erinnerung dazu

Dann erst – so ungefähr nach der fünften Sitzung – war ich offensichtlich bereit, die zu dem Geschehnis dazugehörenden Gefühle zu spüren.

Meine Selbstwahrnehmung durfte sich endlich verkörpern:

Ich konnte in meinem Körper ein Vorschnellen spüren (Hör auf damit!!!!! Was tust du da????)
und gleichzeitig ein mich zurücknehmen (Er hat ein Gewehr! Er ist erwachsen! Er wird mich auslachen!).

Diese beiden entgegenlaufenden Kräften führten in mir zu einer Starre.

Diese Starre war so groß, dass – gefühlt – mein Knochenmark gefror, zu etwas wie Eisen.

In der Rosen-Sitzung konnte sich dieses Feste, Harte wieder verflüssigen.

Ich weinte – kurz und heftig, rief: „Man darf doch keine Tauben erschießen!!“

Und dann war es vorbei.

Die Gefühle von damals waren durchlaufen und müssen von meinem Körpergedächtnis nicht mehr festgehalten werden.

Als Kind konnte ich diese Gefühle nicht durchleben, da diese Situation nicht sicher für mich war und meine dazu gehörenden Emotionen nicht begleitet wurden. Außerdem war es nicht üblich, meine Gefühle erst zu nehmen.

Erleichterung danach

Was ich nach der Rosen-Sitzung feststellen konnte war, dass mein innerer Druck, mein innerliches „vorschnellen, sobald ich etwas sagen will“ deutlich beruhigter war.

Nicht in jeder Rosen-Sitzung kommt es zu einer solchen Entladung der Gefühle.

Wie man an meinem Beispiel sieht, hat es ein paar Sitzungen gebraucht, bis sich mein System sicher genug fühlte, um diese Gefühle loszulassen.

Ich kann auch gar nicht sagen, was die Praktizierende und die Supervisorin (diese Rosen-Sitzung war im Zuge eines Rosen-Intensives) genau getan haben, um meine Tränen zu lösen, denn in der Rosen-Methode gibt es keine bestimmte Technik.

Ich kann nur sagen, dass ich mich gehalten fühlte und sicher. Und am Ende erleichtert.

Deswegen nehme ich weiter Rosen-Sitzungen, obwohl ich mittlerweile keinen Leidensdruck mehr habe. Vielmehr ist diese Innenreise etwas, das ich tun will, weil es noch so viel zu entdecken und zu befreien gibt.

Erleichterung, wenn verdrängte Gefühle befreit wurden

Weitere Beispiele

Ich durfte, sowohl bei mir selbst als auch bei meinen Klientinnen, bereits viele Situationen der verdrängten Gefühle begleiten.

Hier ein paar Beispiele, alles Erlebnisse, die in der Kindheit stattfanden:

  • Plötzlicher Umzug in eine neue Wohngegend, Verlust der vertrauten Umgebung, ohne dass zuvor ausreichend darauf vorbereitet wurde.
  • Plötzlicher Verlust einer nahen Bezugsperson, ohne Trauerbegleitung danach.
  • Krankenhausaufenthalte, in denen das Kind viel alleine war (das war leider weit bis in die 80er Jahren üblich)
  • Situationen der Angst, wie z.B. alleine sein in einer (tatsächlich oder gefühlt) lebensbedrohliche Situation und keine Begleitung des Kindes, als die Situation zu Ende war
  • Physische und/oder psychische Gewalt durch andere (Geschwister-) Kinder, ohne die (reale oder gefühlte) Möglichkeit, Hilfe von Erwachsenen zu bekommen.

Bist zu neugierig geworden?

Klingt spannend, nicht wahr? Falls du neugierig geworden bist, kannst du hier noch mehr über die Rosen-Methode lesen und hier über die EKT-Methode. Vielleicht sehen wir uns ja mal in meiner Praxis in 1090 Wien.

Und falls du bereits meine Klientin bist und deine Geschichte der verdrängten Gefühle hier teilen magst, wäre das schön. Das ist natürlich anonym möglich.