Wenn man eine Essstörung hat oder mit seinem Gewicht hadert,
gibt es ein riesen großes Feindbild:
DICK WERDEN
Dicke Menschen werden als hässlich, faul und ungesund stigmatisiert.
Es muss daher mit allen Mitteln verhindert werden, dick zu werden.
Wenn man darüber näher nachdenkt, ist es unglaublich, was dieses Denken mit uns allen macht.
In unserer Gesellschaft ist es wirklich nicht einfach, in einem größeren Körper zu leben.
Es ist auch nicht einfach mit der Angst zu leben, eines Tages vielleicht selbst einen größeren Körper zu haben.
Entsprechen die Vorurteile der Wahrheit?
Die Frage ist, ob die gängigen Vorurteile und Annahmen überhaupt der Wahrheit entsprechen?
- Ist man wirklich schöner und glücklicher, nur weil man schlank ist?
(Wird man schöner, wenn man eine Diät perfekt einhält? Macht es glücklich, sich jeden Tag seines Lebens zu disziplinieren?) - Lebt man wirklich ungesund, wenn man ein höheres Gewicht hat?
(Man kann auch schlank sein und ungesund leben) - Ist man wirklich faul, wenn man mehr auf den Rippen hat, als der BMI als Norm definiert?
(Der Umkehrschluss wäre, dass alle dünnen Menschen automatisch fleißig sind?)
Dr. Antonie Post widmet sich diesen Fragen ausführlich in ihrem Blog und Podcast und findet Antworten auf differenzierte Art und Weise. Sie gibt auch zahlreiche Argumente an die Hand, um gegeben falls in Diskussionen bestehen zu können.
Antonie ist Ernährungswissenschaftlerin und Wissenschaftsjournalistin und verfügt daher über Know-how, wissenschaftliche Studien zu lesen und zu interpretieren. Außerdem teilt sie ihre eigenen Erfahrungen, die sie mit Bodyshaming machen musste.
Health at Every Size
Ich empfehle allen, die sehr auf ihr Gewicht fokussiert sind, egal ob sie nun dick oder dünn sind,
die Beschäftigung mit Bodyshaming und in weiterer Folge mit dem Konzept von „Health at Every Size„.
Denn viele von uns tragen diese in unserer Gesellschaft verankerten, verurteilenden Werte gegenüber größeren Körpern in uns, ob wir nun wollen oder nicht.
Auch für ein gesundes Selbstbild kann es notwendig sein, diese Werte zu beleuchten und gegebenenfalls zu verändern.
Bodyshaming
Wenn du möchtest, beobachte deine Bodyshaming-Gewohnheiten mal eine Zeit lang selbst:
Wie denke ich über dicke Menschen?
- Was denkst bzw. fühlst du, wenn du einen dicken Menschen siehst?
Die Erkenntnis, wie stigmatisierend man mitunter über andere Menschen denkt, die man nicht einmal persönlich kennt, kann ganz schön erschrecken und braucht einiges an Selbstehrlichkeit.
Das kann ziemlich wehtun, ist aber meiner Meinung nach ein wichtiger Prozess.
Wie denke ich über mein eigenes Fett?
Ebenso wichtig ist die Frage:
Wie denke ich über mich selbst, wenn ich eine Speckrolle im Spiegel sehe oder meinen dicken Körper betrachte?
Schwappt dann meine internalisierte Stigmatisierung über mich selbst hinweg?
Wenn wir uns mehr mit dem Thema Bodyshaming beschäftigen, mehr verstehen wie die Mechanismen funktionieren, dann kann auch unser Blick auf uns selbst und andere weicher werden.
Unser Körper verdient jetzt positive Aufmerksamkeit, egal wie er im Moment aussieht
Health at Every Size bedeutet nicht, dass wir nicht mehr auf uns achten. Ganz im Gegenteil!
Es geht letztendlich darum, uns in unserem Körper Schritt für Schritt ein zu Hause zu schaffen, das zu uns passt und in dem wir uns wohl fühlen.
Und es geht auch darum, eine größere Vielfalt in der Gesellschaft zuzulassen und damit ein friedvolles Miteinander zu fördern.
🐈
Giebt es eine Frau die in dieser Gesellschaft nicht mindestens eine esstörung HATTE? 🙄
Bei mir ist es eher daß ich mich unförmig fühle, zuviel am Bauch, zu wenig an der Hüfte. Dickere Frauen (dicker als ich) sind oft wohl proportionierter. Oder ich bilde es mir nur so ein
Die Grenzen zwischen Essstörung und emotionalen Essen sind fließend. Die Grenzen lassen sich nicht immer klar definieren. Spätestens wenn der Leidensdruck sehr hoch ist, sollte man sich Hilfe holen, egal ob es nun eine diagnostizierte Essstörung ist oder nicht.
Was du ansprichst ist das Bild der dicken Frau in der Öffentlichkeit. Auch hier gibt es Ideale.
Die dicken Frauen der Werbung beispielsweise sind überwiegend dem gesellschaftlichen Ideal entsprechend proportioniert (oder proportioniert gemacht mit Photoshop). Derzeit ist das die Figur der „Sanduhr“.
Vielleicht wäre es interessant zu beobachten, welche dicken Frauen du als proportionierter erlebst. Sind es Frauen, die dir im Alltag begegnen, oder welche, die du online oder auf Werbeanzeigen siehst?