Wer an einer Essstörung leidet, kann oft seine Körpergrenzen nicht mehr spüren. Man fühlt sich dann wie zerfließend und weiß nicht mehr, wo man selbst aufhört und der andere anfängt. Das hat Auswirkung auf unser Körpergefühl und auf unsere Fähigkeit, Grenzen zu setzen. Wer seine Grenzen kennt, fällt es leichter, diese zu wahren und auf seine Bedürfnisse zu achten.
Um die eigenen Grenzen wieder zu spüren, kann Körperarbeit hilfreich sein. Durch die Berührung wird man sich wieder seines Körpers bewusst.
Die Berührung des Körpers bewirkt, dass er, auf mitunter neue Art und Weise, wahrgenommen wird. Kommen neue Klientinnen und Klienten zu mir in die Praxis, frage ich manchmal, wie sie ihren Körper erleben. Oftmals höre ich dann, dass sie ihren Kopf deutlich spüren, den Rest des Körpers hingegen »als Klumpen«, »wie einen Kartoffelsack« oder gar nicht wahrnehmen. Die Konturen zerfließen, als wären sie nicht vorhanden.
Durch die Berührung können die Körpergrenzen wieder wahrgenommen werden. Meistens fühlen sie sich nach der Körperstunde kompakter, sie wissen wieder, wo sie anfangen und wo sie aufhören.
Interessanterweise fühlen sich viele auch schlanker, obwohl eine Stunde der Berührung garantiert keinen Gewichtsverlust bewirkt. Es ist einfach die Wahrnehmung der Grenzen, die den Unterschied macht.
Das Spüren der körperlichen Begrenzung begünstigt darüber hinaus die Wahrnehmung der seelischen Grenzen. Wenn wir wissen, wo wir anfangen und wo wir aufhören, gelingt es uns, besser einzustehen für das, was und wer wir sind.
(Aus: „Essanfälle adé: Vom emotionalen Essen zum persönlichen Wohlfühlgewicht“ *)
Hinterlasse einen Kommentar