Was braucht eine online EKT-Sitzung?
Klient:innen schreiben zur Online-EKT
Ich bin im Februar 2020 über dein Buch „Essanfälle ade“ gestolpert, als ich im Buchladen nach Ernährung bei Magenproblemen gesucht habe. Ich war krank geschrieben wegen schlimmer Magenschmerzen ohne fassbare Ursache. Damals war ich am Tiefpunkt. Die Esssucht, die mich schon über 20 Jahre mal mehr, mal weniger begleitet hatte, war seit 3 Jahren wieder voll da mit regelmäßigen großen Essanfällen. Nicht-Essen und Sport als Ausgleich, ständige Gedankenkreise um Ernährung, Figur und Gewicht. Kaum auszuhaltende innere Anspannung, die ich nicht erklären oder fassen konnte. Scheinbar grundlose Wut und abendliche Weinattacken. Der Wunsch, nicht mehr zu sein, wenn sich nicht endlich etwas ändert.
Ich habe dein Buch gelesen, verschlungen, einmal durch in zwei Tage, dann nochmals langsam, dann ein drittes Mal mit Notizbuch daneben, in dem ich die für mich wichtigen Passagen notiert, Fragen für mich beantwortet und mir Notizen zu den vielen, praktischen Alltagsübungen gemacht habe. Daraus ist mittlerweile nach 1 1/2 Jahren ein großer Notizbuchstapel geworden, in dem ich meinen Weg aus der Esssucht, meinen Weg zu mir selbst aufgeschrieben habe.
Dein Buch hat mich im Innersten berührt, da du den Mut hattest zu schreiben, wie es wirklich ist in der Esssucht, die beschämende Wirklichkeit, die Heimlichkeit, die Verzweiflung. Ich habe mich darin wiedergefunden, habe erstmal ständig geweint und so viel über mich gelernt. Ich habe verstanden, dass meine Essprobleme ein Symptom meiner schweren Beziehungsstörung mit mir selbst sind. Im Sommer 2020 habe ich den Mut gefasst, dich anzuschreiben und mich zum Essanfälle ade-Workshop in Wien im November 2020 anzumelden, auch wenn das eine Flugreise von Deutschland nach Österreich bedeutet. Deine Rückmeldungen per Mail waren so herzlich und persönlich, dass ich den Schritt nicht bereut habe.
Im Herbst habe ich mich intensiv mit dem Spüren von Gefühlen beschäftigt, das war ganz schön schwierig alleine. Ich habe langsam verstanden, dass ich mich über die Jahre ganz und gar verloren hatte, keinen Kontakt zu meinem Inneren mehr zugelassen habe. Dass ich nur mit dem Kopf gelebt habe und meine emotionale Mitte vergraben habe, um ja nichts zu spüren. Die ersten Spürübungen haben mich völlig umgehauen.
Als klar war, dass der Workshop durch die Pandemie bedingt ausfallen muss, war ich enttäuscht und traurig. Beim Schmökern auf deiner Homepage bin ich auf die Idee gekommen, dich um einen Termin für eine Online-EKT-Sitzung zu fragen. Ich kam mir komisch vor. Der Gedanke daran, therapeutische Hilfe anzunehmen war mir bisher sehr unangenehm gewesen und kam nicht wirklich in Frage. Mich jemandem vollständig zu öffnen, davor hatte ich richtig Angst. Außerdem habe ich selbst einen medizinisch-therapeutischen Beruf, dass ich selbst Hilfe brauche, wollte ich mir lange nicht eingestehen. Vor unserem ersten Termin im November 2020 war ich sowas von nervös, flatterig, hatte schon beinahe bereut, den Sprung ins Unbekannte zu wagen.
Seither sind 8 Monate vergangen und wir haben uns circa alle 2-4 Wochen online zur EKT getroffen. Was soll ich sagen: in dieser Zeit haben sich so viele Dinge in meinem Inneren bewegt, Türen wurden geöffnet, ich habe so viel gelernt und verstanden. Ich habe mit deiner Hilfe meine Gefühle nach und nach kennengelernt und zulassen können. Ich habe Schritt für Schritt eine Beziehung zu meinem Kopf, meiner Herzensmitte und meinem Körper aufgebaut, ich erlebe Verbindung und Vollständigkeit. Und ich lerne jedes Mal etwas dazu. Zwischen unseren Terminen ist Zeit, die Erkenntnisse wirken zu lassen, zu erleben, im Alltag einzubauen. Ganz kleine Schritte, die zusammengefasst ihre Wirkung in allen Bereichen meines Lebens entfalten. Das Essen ist längst zum Nebenthema geworden. Mein Verhältnis zum Essen hat sich wohltuend entspannt, wenn doch mal wieder ein kleiner Essanfall oder Überessen da ist frage ich mich, was ich gerade brauche und was mir fehlt. Kein Drama mehr. Die Waage steht in der Ecke. Der Kühlschrank und der Vorratsschrank sind gefüllt und machen mir keine Angst mehr.
Ich schätze an dir deine unglaublich liebevolle und einfühlsame Art. Du siehst mich wirklich, urteilst nicht, und nimmst mit Leichtigkeit und Humor das Drama aus den Themen. Ich kann weinen und lachen, traurig sein und dankbar und voller Freude. Mit dir habe ich zum ersten Mal erlebt, wie eine therapeutische Beziehung professionell und gleichzeitig tief persönlich sein kann. Das ist so heilsam, und ich kann den Leserinnen und Lesern nur eines raten: Hilfe annehmen erscheint wie eine riesige Hürde, und die Entscheidung, sich auf den Weg zu machen muss jede/r ganz alleine für sich treffen. Aber es lohnt sich. Vielen Dank dafür, liebe Olivia.